Samstag, 25. August 2007

Manhattan ist nicht einmalig

Am «3ten Aprill 1876» schrieben «Jakob Grießer und Ehefrau» in Manhattan, USA einen Brief an ihre Verwandten in Weiach. Sie beschreiben darin, wie sie ihre neue Existenz als Farmer in den Vereinigten Staaten aufbauen.

Der sich im Besitz des Ortsmuseums Weiach befindende Brief gibt detaillierte Angaben zu Agrarprodukten samt Preisen - alles Informationen, welche die Daheimgebliebenen ziemlich interessierten. Trugen sie sich doch oft selber mit dem Gedanken, auszuwandern und der Schweizer Heimat endgültig den Rücken zu kehren.

Nicht nur an der Mündung des Hudson River

Als ich vor mehr als sechs Jahren einen Artikel über diesen Brief schrieb, ist mir das Naheliegendste nicht eingefallen. Nämlich, dass es in den USA ausser dem Manhattan par excellence am Hudson River auch noch andere Orte dieses Namens geben könnte. Und so kam am Schluss des Artikels diese etwas dümmliche Spekulation heraus:

«Manhattan ist als Absendeort angegeben. Wohl weil Jakob Griesser in der Stadt Neuyork zu tun hatte und da auch gleich den Brief aufgab. Weingärten in Manhattan wird es damals wohl schon nicht mehr gegeben haben.»

Natürlich hat es keine mehr gegeben. Denn 1870 hatte die Industrialisierung Amerika schon voll im Griff und Manhattan, New York, war schon längst eine überbordende Grosstadt. Da war ganz sicher kein Platz mehr für Landwirtschaft.

Weiacher Geschichte(n) 17 überarbeitet

Deshalb habe ich den Artikel nun in korrigierter Version ins Internet gestellt. Obige Passage lautet neu:

«Fragt sich nun nur noch, welches Manhattan mit dem Absendeort gemeint ist. Der heutige Stadtteil von New York ist es sicher nicht. Für Weingärten war der Boden schon damals zu teuer. Griessers Manhattan liegt eher in den Bundesstaaten Illinois, Kansas oder Montana.»

So ganz spontan würde ich auf Manhattan, Illinois tippen. Denn im entsprechenden Artikel in der englischen Version von Wikipedia findet man darüber folgende Bemerkung:

«Manhattan was incorporated in 1886. It is an old and established community. Having its roots in farming, the village has grown over the last ten years to accommodate over 3,200 people. Its forebears of German and Irish heritage give expression in the early spring festival Irish Fest.»

Deutschsprachige Nachbarn und einen eigenen Hof. Was kann ein Weiacher Bauer mehr wollen?

Quelle
  • «Das Welschkorn hat einen Preis von 20 bis 25 Cent pro Buschel». Jakob Griesser schreibt aus dem fernen Amerika, April 1876. Weiacher Geschichte(n) 17. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, April 2001 – S. 15-16.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Dazu noch einen Eintrag in den Kirchenbüchern von Weiach. Ich zitiere
Caspar Griesser reiste 1825 von Basel wo er mehrere Jahre als Müller im Dienst gestanden nach Amerika, und starb in New York, Nord-Amerika am 12.10.1826 laut ???
Pastor Geisenhaimers zu New York vom 27.04.1827
Gruss
Eddie

Wiachiana-Verlag hat gesagt…

Super. Vielen Dank für diesen Kommentar, Eddie! Der Ärmste hat die Luft der neuen Welt ja wirklich nicht lange atmen dürfen.

Gruss in die Westschweiz - oder wohin immer Du gerade bist, WG(n)