Freitag, 30. März 2012

Mehr als vier Jahrzehnte Lehrer in Weiach

Walter Zollinger, der zwischen 1952 und 1967 zu jedem Jahr eine Weiacher Chronik verfasste und sie bei der Zentralbibliothek Zürich hinterlegte, war als Dorfschullehrer eine öffentliche Person. Wie damals üblich, wurde er rasch auch mit anderen Ämtern betraut, so in der Schützengesellschaft, beim Kirchen- und beim Männerchor und schliesslich, als es in den 1960ern um die Gründung eines Ortsmuseums ging.

Meist schrieb Zollinger über andere Personen und deren Aktivitäten. Im Sommer 1963 war er allerdings «gezwungen», sich unter der Rubrik «Schulwesen» selber zum Thema zu machen. Seine Pensionierung als Lehrer war eine Würdigung wert - wie bei ihm üblich ohne jegliche Selbstbeweihräucherung:

«Auch hier [gemeint: im Schulwesen, vgl. für andere Politikbereiche die WeiachBlogArtikel Nr. 1067,1068 und 1070] ist eine personelle Aenderung zu melden: der seit 1919 an der obern Abteilung amtende Lehrer, es ist der Unterzeichnete selbst, trat nach 43jähriger Tätigkeit an der hiesigen Schule vom Schuldienst zurück.

Von 1919 bis 1936 führte ich die 4.-8. Kl. mit z.T. hohen Schülerzahlen (bis 73 Kinder). Daher wurde eine 3. Lehrstelle geschaffen und ich führte dann ab 1936 bis 1942 die 3.4.5. Klasse bzw. die 3.4.6. Klasse, von 1942 bis 1947 dann die 6.7.8. Klasse, ab 1947 wieder die 4.-8. Klasse und endlich ab 1958 bis zum Rücktritt die 4.5.6. Klassen, die sog. Realabteilung.

Dieser vielleicht merkwürdig anmutende Wechsel in der Klassenführung rührt von den Lehrerwechseln an den andern Stufen her, dann aber auch, weil ja ab 1958 die Schüler der 7.8. Klasse in die neugegründeten "Oberstufen-Abteilung" im benachbarten Stadel (Sekundarschulkreis) zugewiesen wurden.
»

Diese Oberstufen-Abteilung wurde später (bis zur Sekundarschulreform vor einigen Jahren) «Oberschule» genannt. Wer es weder in die Sekundarschule, noch in die Realschule schaffte, der oder die landete in der «Ober». Absolventen waren auf dem Arbeitsmarkt kaum gefragt, meist mussten sie sich mit einer Anlehre (heute: Eidgenössisches Berufs-Attest) begnügen. Doch weiter mit der Pensionierung Zollingers: seinem letzten Arbeitstag vor genau 50 Jahren:

«Anlässlich des letzten Examens, am 30.3.62, wurde die langjährige Tätigkeit am selben Schulort vom Schulpflegepräsident Pfenninger als eine Seltenheit von heutzutage bezeichnet und wie eben üblich verdankt. Durch Ueberreichen eines sinnigen Geschenkes ward dem Dank noch sichtbarer Ausdruck verliehen.

Anstelle der zurückgetretenen Lehrkraft wurde von der Erziehungsdirektion auf das neue Schuljahr hin ein Verweser abgeordnet: Herr Ulrich Stadelmann, geb. 1941 aus Zürich.
»

Auch dieser Ulrich Stadelmann ist heute mittlerweile pensioniert. Man sieht, dass damals das Schuljahr noch im Frühling begann und nicht wie heute üblich im Herbst.

Quelle
[Veröffentlicht am 2. April 2012]

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