Freitag, 1. Juni 2007

Heugras-Verkauf direkt ab Wiese

Wie gestern, so auch heute: 125 Jahre alte Inserate aus dem Bülach-Dielsdorfer Volksfreund, dem Vorläufer des heutigen Neuen Bülacher Tagblatts.

Der Jahreszeit und der damaligen wirtschaftlichen Basis entsprechend geht es vor allem um den Absatz landwirtschaftlicher Produkte - sonnengetrocknetes Gras.

Heugras-Verkauf.

«Wittwe Markwalder in Zürich verkauft das Heugras ab 2 Vierling Wiesen im Dörfler, 2 Vierling beim Weier, und den Lucerneklee ab 2 ½ Vrlg. Acker in Krummäckern, Gemeindsbann Weiach. Um Kaufsabschlüsse für einzelne Stücke oder das Ganze wende man sich an Posthalter Meierhofer in Weiach.»

Zum Verkauf.

«Das Heugras ab ca. 40 Aren oder 5 Vierling Wiesen in Kleinenwiesen.
Auskunft ertheilt Frau Anna Schenkel in Weiach.
»

Man muss sich das wohl so vorstellen, dass der Käufer das Gras noch im frischen Zustand, also ungeschnitten und direkt ab Wiese erstanden hat. Denn wäre es schon getrocknet und eingebracht, dann würde die Lage der Wiese wahrscheinlich nicht mehr so interessieren.

Ortskundige konnten den Flurnamen jedenfalls schon ziemlich genau entnehmen, um welche Qualität es sich beim Angebotenen handelte. Es gab auf Gemeindegebiet schliesslich damals schon Trockenwiesen, saure Riedgraswiesen und fette, mit Bachwasser genährte Schwemmwiesen.

Interessant ist auch, dass Witwe Markwalder (vielleicht eine in die Stadt verheiratete ehemalige Weiacherin) den hiesigen Posthalter als Intermediär nutzte. Das scheint bei weitem die effizienteste Lösung gewesen zu sein.

Umbruchphase auf neue Flächenmasse

Ebenso bemerkenswert sind die unterschiedlichen Flächenangaben, besonders im Inserat von Frau Schenkel. Sie schreibt explizit von 40 Aren! Und weil das damals noch nicht allen geläufig war, gibt sie auch die Umrechnung in Vierling.

Erst 1877 war schliesslich mit der Einführung des metrischen Systems die Are als gesetzliche Einheit festgelegt worden. Ein Juchart unterteilte sich in 4 Vierlinge. Man kann also umrechnen und sieht, dass 1 Vierling damals in Weiach 8 Aren entsprach.

Wenn man das mit dem WeiachBlog-Artikel über die Jucharte vergleicht, dann stellt man fest: die Weiacher Jucharte (etwa 32 Aren) war offenbar kleiner als die des benachbarten Kaiserstuhls (ca. 36 Aren).

Quellen

[Veröffentlicht am 18. Juli 2007]

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