Dienstag, 5. Juni 2007

Durchzogenes Feldschiessen

Das grösste Schützenfest der Welt soll es sein, das Eidgenössische Feldschiessen. Die Deutschen sind zwar der Meinung, das Schützenfest Hannover sei das grösste der Welt. Aber nach der Teilnehmerzahl (und nicht der Anzahl Besucher, die nur an die Chilbi gehen) ist das Eidgenössische wohl trotzdem grösser, auch wenn es unmöglich scheint, dem Internet genaue Zahlen zu entlocken. Nicht einmal die Website des Schweizer Schiesssportverbands (SSV-FST) gibt darüber Auskunft.

Ein Artikel des Neuen Bülacher Tagblatts vermittelt aber schon einen Eindruck von den Grössenordnungen: «Effektiv sind es im Bezirk Dielsdorf 1005 Gewehr- und 235 Pistolenschützen, die das Feldschiessen absolviert haben. Im Bezirk Bülach hingegen mussten die Verantwortlichen einen leichten Rückgang hinnehmen. Die Teilnehmerzahl liegt mit 1529 Gewehr- und 342 Pistolenschützen unter dem Vorjahreswert.» Und das sind bei weitem nicht die bevölkerungsstärksten Bezirke des Kantons Zürich.

Feldschiessen gibt es seit 130 Jahren

Wenigstens findet man beim SSV einen Abriss über die Geschichte:

«Die Entwicklung des Feldschiessens hängt weitgehend mit derjenigen des Obligatorischen Schiessens zusammen. In der Militärorganisation vom 8.5.1850 wird erstmals das jährliche Zielschiessen für Mannschaften eingeführt, wobei die Art der Durchführung und das Schiessprogramm weitgehend den kantonalen Gesetzgebungen vorbehalten war. Die Schiessresultate waren jedoch allgemein unbefriedigend. ".... von den auf die mittlere Distanz von 300 m auf Mannsfigur abgegebenen Schüssen haben nur 15% getroffen und 85% sind vorbeigegangen". Aufgrund dieser Erkenntnisse wurde mit der MO 1874 eine obligatorische ausserdienstliche Schiesstätigkeit eingeführt.»

Wahrlich kein Ruhmesblatt, nur 15% Treffer. Heute dürfte diese Zahl wesentlich höher liegen - auch dank den wesentlich präziseren Waffen, die nun zur Verfügung stehen.

Die eigentliche Entstehung der Feldsektionswettschiessen, wie sie zuerst hiessen, spielte sich nach der 1874er-Revision in jedem Kanton unterschiedlich ab. Föderalismus pur.

Die Weiacher schossen in Bachs nur mittelprächtig

Das Feldschiessen findet verteilt auf Dutzende von Schiessplätzen und während drei Tagen im Frühling oder Frühsommer statt. Dieses Jahr war der SV Bachs als Organisator an der Reihe.

Gerade gut abgeschnitten haben die Weiacher im westlichen Nachbardorf aber nicht. Bester Weiacher war gemäss den veröffentlichten Listen mit 64 Punkten Dimitris Kalaitzidakis (von den Bachsern falsch registriert ohne t im Nachnamen und s im Vornamen), ein Sohn der Stadtschreiberin von Kaiserstuhl und Enkel des langjährigen Präsidenten der Schützengesellschaft Weiach, Gustav Duttweiler. Immerhin fällt der Apfel nicht weit vom Stamm.

Mit ziemlich lamentablen 55 Punkten (von maximal 72) zeigte sich beim Verfasser dieser Zeilen wieder einmal die Abneigung gegen den Bachser Stand im Speziellen, sowie das Feldschiessen mit seinen B-Scheiben im Allgemeinen. Schiessen ist halt wirklich eine Konzentrationssache - vor allem wenn es darum geht, auf 300 m einzufädeln.

Tages-Anzeiger und Zürcher Unterländer geben sich patriotisch
Lustigerweise haben die beiden Print-Konkurrenten im Unterland sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen und beide neben redaktionellen Artikeln auch die Ranglisten abgedruckt. Der Unterländer ausführlich (4 Seiten, sogar des Verfassers Resultat war drin!), der Tages-Anzeiger eingedampft auf eine Seite mit den Besten.

Quellen
  • Die Treffsichersten am Feldschiessen. In: Tages-Anzeiger Zürcher Unterland, 5. Juni 2007 - S. 65
  • Erfolgreiche Unterländer am grössten Schützenfest der Welt. In: Zürcher Unterländer, 5. Juni 2007 - S. 8-11.
[Veröffentlicht am 5. August 2007]

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