Freitag, 29. Juni 2007

Letzte Tagung der Gz. Füs. Kp. V/269

Aktivdienst. Für die meisten heute Lebenden ist das ein Wort aus grauer Vorzeit. Eines, das mit Zweitem Weltkrieg und allenfalls noch mit der Zerqa-Krise anfangs der 70er-Jahre in Verbindung gebracht wird, als eine Swissair-Maschine in der jordanischen Wüste in die Luft gesprengt und der Flughafen Zürich mit Kampfmunition bewacht wurde (vgl. Suter 2004).

Die ehemaligen Angehörigen der Grenzfüsilierkompanie V/269 und anderer Truppenverbände der Zeit von 1939 bis 1945 konnten damit aber ganz konkrete, existentielle Erfahrungen über Jahre der Unsicherheit hinweg verbinden. Das schweisst zusammen.

Noch 19 alte Krieger

Und deshalb wundert es auch nicht, dass sich die Angehörigen der 5. Kompanie noch bis in diese Tage regelmässig offiziell getroffen haben. Damit ist es nun vorbei, wie die Journalistin Sandra Zrinski vom Weiacher Noldi Hauser erfahren hat:

«In regelmässigen Abständen haben sich die Angehörigen der Kompanie in den Jahren nach dem Krieg getroffen. Hauser ist mit 95 Jahren der Älteste. Der Altersdurchschnitt liegt unterdessen bei 87 Jahren, und beim letzten Treffen sind noch 19 Männer in Kaiserstuhl zusammengekommen. Das letzte Mal, denn aus Altersgründen wird es keine offiziellen Zusammenkünfte mehr geben. «Alles, was wir noch in der Kasse hatten, haben wir auf den Putz gehauen», sagt Hauser heiter.»

Gemeinsames Rauchen mitten auf der Rheinbrücke

Spannend ist, was der mittlerweile älteste noch Lebende unter den V/269-ern über das tägliche Wacheschieben bei Kaiserstuhl zu berichten weiss:

«Viele Nächte lang, so Hauser, habe er in Unterständen Wache gehalten und den Rhein beobachtet. «Wir hatten Angst und scharfe Munition geladen. Wir wussten ja nicht, was geschehen würde.» Der Weiacher war in Kaiserstuhl stationiert. Viele seiner Kollegen stammten ebenfalls aus der näheren Umgebung. In der Mitte der Brücke sei man manchmal mit den deutschen Soldaten zusammengestanden und habe eine Zigarette geraucht. «Wenn das unsere Vorgesetzten gewusst hätten...».»

Friedliche Momente - wie in den Schützengräben des 1. Weltkriegs zu Weihnachten. Eine tröstliche Erkenntnis.

Quelle

  • Zrinski, S.: Der älteste Füsilier seiner Art. Weiach – Die letzte Tagung der Grenzschützer der 5. Kompanie ist Geschichte. In: Zürcher Unterländer, 28. Juni 2007 – S. 9.
  • Suter, M.: Kantonspolizei Zürich 1804-2004. Zürich 2004 - S. 287-288.

[Veröffentlicht am 2. Dezember 2007]

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