Noch mehr Risiko durch Gekröpften Nordanflug!
Bei uns soll nun genau das Gegenteil von Schutz eingeführt werden. Überflugverbote gab es im Aargau meines Wissens bisher nicht. Der jahrelangen Zwängerei einiger Südschneiser haben wir es nun aber zu verdanken, dass in der Schweiz das Überfliegen von Kernkraftwerken quasi zum Standard werden könnte – nach Einführung des Gekröpften Nordanflugs (GNA) nämlich. Die Aufkolonnierungsräume für diesen Anflug liegen über dem Nordaargau – just dort, wo bei Beznau, Leibstadt, Villigen und Würenlingen einige der heikelsten Anlagen des Landes stehen.
Der Warteraum GIPOL und die vorgesehene Anflugroute bis zur Pistenschwelle sind zwar nicht direkt über den genannten Punkten situiert – aber eben sehr nahe dran. Aus der Erfahrung mit der grossen Streuung der tatsächlichen Flugspuren über dem Landkreis Waldshut (v.a. Piste 14 mit Direktanflug über Weiach) ist anzunehmen, dass es auch viele Direktüberflüge von Kernanlagen geben wird.
Was nicht ins Konzept passt, wird ausgeblendet
Auf der Diskussions-Plattform des Hans Bantli findet man zwar massenhaft kritische Kommentare. Aber eben nur solche, die die eigenen Interessen ohne Wenn und Aber stützen. Alles was dem Ziel «Weg mit den Südanflügen – aber subito» gefährlich werden könnte, wird ausgeblendet. Beweise gefällig?
Über die Absturzrisiken im Südanflug lamentieren die Südschneiser seitenweise und erklären ein übers andere Mal wie unzumutbar dieses ach so ungerechte Anflugverfahren doch sei. Wenn ihnen dann aber ein NZZ-Journalist deutsch und deutlich und unter Verweis auf einen Bericht ausgewiesener Experten aus Grossbritannien (der CAA Safety Regulation Group) unter die Nase reibt, dass auch der geplante gekröpfte Nordanflug ein mit sehr grossem Absturzrisiko behaftetes Verfahren ist (da kompliziert und nicht vollautomatisiert) – dann herrscht auf dieser Plattform das grosse Schweigen. Der Diskussionsbeitrag der NZZ wurde zwar im Forum gepostet – in den Kommentaren jedoch mit keinem Wort darauf eingegangen.
Von Risiken redet man nur, wenn es einem nützt
Sehr verwunderlich, geht es doch auch hier um ihr immer wieder bemühtes Mantra: die Sicherheit und den Umweltschutz. Der Anflug von Süden auf Piste 34 verfügt nun über ein Instrumentenlandesystem. Das neue Verfahren im Norden (auch Short 14 genannt) soll aber – mindestens in der ersten Zeit – über weite Strecken im reinen Sichtflugverfahren geflogen werden. Konkret bedeutet das: mehrere Jahre lang!
Dass dies gefährlicher ist als ein Instrumentenanflug liegt zwar auf der Hand – den Gelbkäppchenschneisern ist das aber schnurzpiepegal. Höhere Absturzrisiken im Norden sind für sie halt eine notwendige und leider, leider, leider unausweichliche Folge der von ihnen ständig geforderten 100%igen Wiedereinführung der sogenannten «historischen Nordausrichtung», wie sie das zu nennen belieben. Polemisch formuliert lautet ihr Programm: Mit Toten im Norden können wir leben. Denn unsere Ruhe geht uns über alles.
Entscheid nach Fakten? Ja klar, Fakt ist: wir sind die Mehrheit.
Die konsequente Erpressung der eigenen Politiker («Und bist du nicht für den GNA, dann wähl' ich Dich beim nächsten Mal nicht mehr») wirkt sich aus. Die neugeschmiedete Allianz der St.Floriansgemeinden im Süden hat sogar noch die Frechheit einen «Entscheid nach Fakten und nicht nach politischer Willkür» zu fordern (Mediencommunique vom 3.5.2007).
Dabei sind sie ohnehin nur willens, Fakten zu akzeptieren, die ihnen in den politischen Kram passen und ausschliesslich zu ihrem Nutzen sind. Reine Willkür also. Wenn sie wenigstens ehrlich wären und zugeben würde, dass das nicht deklarierte Ziel seit Jahrzehnten das immer Gleiche ist: Siegen soll wieder einmal die Diktatur der Geldsäcke.
Jodtabletten für alle - auch für die Südschneiser
Das Geld und die Ruhe werden ihnen aber auch nichts mehr nützen, wenn ihr blindes Vertrauen in die Piloten zum bösen Erwachen führt. Denn sollte es je zu einem (absichtlich herbeigeführten) Absturz eines Grossraumflugzeugs auf eine Atomanlage im Aargau und einer nachfolgenden Freisetzung von Radioaktivität kommen, dann muss sich auch der Gelbkäppchenschneiser seinen Teil der Verantwortung aufrechnen lassen.
Aber eben, sein Glaubensbekenntnis ist ja dieses: Hauptsache der Flughafen ist nur einen Katzensprung entfernt, mein nur dank Flughafen möglicher Job bringt mir fette Boni und trotzdem sei jederzeit garantiert absolute Ruhe über meinem Villen-Dach.
Es wäre an der Zeit, auch den Gelbkäppchen im Süden Jodtabletten zu verteilen, wie sie hier bei uns jeder Haushalt schon länger im Apothekenkasten hat. Rein präventiv, versteht sich. Denn sie wissen ja nicht, was sie tun.
Quellen
- Bolli, R.: Gekröpfter Nordanflug - sicher genug? Studie warnt vor Einführung des Nicht-Präzisions-Verfahrens. In: Neue Zürcher Zeitung, 4. Januar 2007.
- Fluglärmforum Süd (Plattform der Gemeinden und Städte im Süden des Flughafens Zürich): Genugtuung beim Fluglärmforum Süd über die Auflage des Gekröpften Nordanflugs: Süden verlangt Entscheid nach Fakten und nicht nach politischer Willkür. Medienmitteilung, Fällanden, 3. Mai 2007
[Veröffentlicht am 2. August 2007]
2 Kommentare:
Also heute fliegt man schon kreuz und quer über das Gebiet mit den Atomanlagen rum. War bis anhin noch nie ein Problem. Das zeigt, dass diese Argument gegen den GNA eine reine Schutzbehauptung ist, welche übrigens durch die HSK mittlerweilen widerlegt wurde.
Der GNA ist nicht direkt über AKW's geplant. Und wenn man es im Norden inkl. Deutschland als Problem ansieht, dass man bis zur Instrumentalisierung des GNA nach Sicht fliegen muss, so kann man ja den garaden Nordanflug bis zu diesem Zeitpunkt wieder zulassen. Offenbar geht es aber den Deutschen ebenso um ihre Ruhe, die noch vor der (nach HSK nicht tangierten) Sicherheit der Atomanlagen kommt.
In Frankfurt ist man etwas weniger technologiefeindliche als die Aargauer, die plötzlich AKW's als Argument gegen den GNA vorschieben:
http://www.bantliz.com/suedanflug/suedanflug-downloads/070911-FR-Tests-fuer-weniger-Fluglaerm.pdf
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