Dagmar Appelt, damals Chefredaktorin des Neuen Bülacher Tagblatts (NBT), griff im Sommer 2006 zum verbalen Zweihänder. Die Tamedia AG sei ein «Medien-Schlachtschiff, das — koste es, was es wolle — noch so gerne in die Gewässer des Zürcher Unterlandes vordringen möchte» (vgl. Weiach-Blog vom 6. August 2006: Unterländer Bastion gegen das Tagi-Schlachtschiff).
Anlass für ihre markigen Worte war eine Medienmitteilung, in welcher den beiden Unterländer Lokalblättern Konkurrenz angesagt wurde: «Ab dem 4. Quartal 2006 verlegt der Tages-Anzeiger zusätzlich zum linken Zürichseeufer am rechten Zürichseeufer, in der Stadt Zürich, im Zürcher Oberland und im Zürcher Unterland Regionalausgaben», hiess es da. Total sollten für die vier zusätzlichen Ausgaben 65 neue Stellen entstehen, drei Viertel davon bei den neuen Redaktionen.
Vom ausgewachsenen Regionalbund...
Konkret sah das für den Leser so aus, dass die in die Briefkästen verteilten Tagi-Exemplare je nach Region einen zusätzlichen Bund erhielten. Bei uns war das derjenige der Redaktion Zürcher Unterland.
Die Drohung des damals noch finanzstarken Konzerns an der Zürcher Werdstrasse liess die früheren Konkurrenten NBT und Zürcher Unterländer (ZU) sämtliche historischen Differenzen vergessen und schweisste sie zu einer neuen Allianz namens Zürcher Landzeitung zusammen. Auf dem Papier blieben beide selbstständig, die Redaktion des NBT ist aber heute genauso für den ZU tätig wie umgekehrt.
Erstaunlich rasch gelang es den Neuen (die den früheren Platzhirschen auch Personal abgeworben hatten), das Lokalnachrichten-Segment mit eigenen Stories zu besetzen. Nicht immer zur Freude der Lokalpolitik. Der Tages-Anzeiger wurde von den Weiacher Gemeindevätern in der Tendenz stets als Eindringling empfunden - und auch so behandelt.
...zurück zu ein paar dürren Blättern
Heute sieht es nun so aus, dass die grosse Finanzkrise den Tages-Anzeiger Unterland schwer getroffen hat. Bei dessen Redaktion wurde schon vor einigen Monaten massiv der Rotstift angesetzt, es kam zu etlichen Entlassungen.
Und ab dem 29. September wurde dann auch ein neues Konzept umgesetzt, das den Regionalbünden den Garaus machte. In der Medienmitteilung war nun kleinlaut die Rede von «regionalen Wechselseiten in den vier Splittgebieten». Aus die Maus für die grossflächige Terrainbesetzung.
Auf den wenigen verbliebenen Regional-Seiten kann man natürlich nicht mehr annähernd so breit berichten wie zuvor - und auch die kleinere Personaldecke und das geschrumpfte Budget erlauben weniger Recherche-Aufwand.
So scheint es nun nach nur drei Jahren Tages-Anzeiger Unterland, dass die Allianz Zürcher Landzeitung unverhofft mit einer wesentlich besseren Abdeckung des Regionalnachrichten-Segments dasteht als der Tages-Anzeiger.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen