Noch bis am 17. Januar 2010 kurz vor 21 Uhr läuft auf der Auktionsplattform Ricardo die Versteigerung einer Ganzsache aus dem 2. Weltkrieg, bezeichnet als: Ansichtskarte Weiach 1940 Flieger-Postkarte.
Die Ansicht, die man da zu Gesicht bekommt erinnert an eine den Lesern der «Chronik 1271-1971» von Walter Zollinger bekannte Aufnahme. Diese hier:
Wenn man die Verteilung der Obstbäume rund ums Dorfzentrum, sowie die Farbe und Lage der Äcker auf dem damals noch nicht von Kiesgruben umgepflügten Hard genau betrachtet, kann man leicht feststellen, dass diese Aufnahme identisch ist mit derjenigen auf der zu versteigernden Postkarte:
Ein Vergleich mit aktuellen Bildern und Karten zeigt, dass die Waldfläche im Hard grösser ist als heute. Dieser Eindruck täuscht nicht, denn:
«Im hintem Hard wurden, ähnlich wie 1846/47, nochmals in den Jahren 1942/43 rund 10 Jucharten Wald gerodet, um dann als zusätzliches Ackerland verpachtet und bepflanzt zu werden.» (vgl. Kapitel 20. Jahrhundert in: Zollinger, Chronik Weiach 1271-1971, Dielsdorf 1972)
Und diese Rodung kann man heute noch als deutlich herausgeschnittene Ecke erkennen, welche gegenüber dem Ofenhof liegt. Schon aus diesem Grund muss die Aufnahme vor 1942 entstanden sein.
Datierung trotz Feldpoststempel
Für uns fast noch interessanter ist die Hinterseite der Karte. Sie beweist nicht nur, dass die Aufnahme vor 1940 entstanden sein muss, sie erzählt auch noch etwas über die Militärgeschichte von Weiach.
Die vom Herausgeber, der Swissair Photo A.-G., als «Flieger-Postkarte» unter der Bezeichnung Dep. 5843 geführte Postkarte ist mit der Angabe «Weiach 500 m» versehen, was wohl die ungefähre Flughöhe meint, denn Weiach selber liegt auf rund 370-390 Meter über Meer.
Wie kommt man nun von einem undatierten Feldpoststempel der Füsilier Kp III/64 auf die Jahrzahl 1940? Einzig über die Datierung durch den Verfasser: «Weiach den 15. Nov. 1940».
Adressiert hat er die Karte an «Familie Egli, Kirchbühl, Schangnau, Kt. Bern». Dort, an einem Südhang westlich des Dorfes, wohnen bis heute Personen dieses Namens.
Mitte November 1940: Bewachung von Minenschächten und Panzersperren
Der Text ist aus militärhistorischer Sicht höchst interessant:
«Werhte Familie!
Auch ein zeichen von mir, sind gegenwärtig in Weiach. Haben hier Mieneschächt und Tankbarikaden zu bewachen im Tag 4. Stunden. Bleiben nur bis Montag hier. Bin gesund, u. hoffe das von Euch.
Drag. Blatt[..] Landw. Kp 34 2. Zug» [Unklar, ob korrekt gelesen].
Die Einheit, zu welcher der kartenschreibende Dragoner gehörte, war eine der vielen Ablösungen, die nach dem Grenzfüsilierbataillon 269 in Weiach einquartiert wurden (Für die ersten Kriegsmonate, vgl. Weiacher Geschichte(n) Nr. 96: «E luschtigi Söili-Jagd». Aus dem Tagebuch der Gz. Füs. Kp. I/269 zu Beginn des 2. Weltkriegs.)
Ein weiteres Mosaiksteinchen auf dem Weg zu einer Geschichte unserer Gemeinde zur Zeit des 2. Weltkriegs.
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