Die Stimmbeteiligung bei der gestrigen Regierungsratswahl war bei uns zwar noch etwas magerer (25.7%) als im Kantonsdurchschnitt (28%). Das Resultat aber ist - anders als bei der grossen Mehrheit der übrigen Gemeinden - knapp pro Genner: 86 Stimmen für Ruth Genner, 82 für Ursula Gut.
Und das wohl verstanden in einem Dorf, das sonst sehr stark SVP-orientiert wählt und für Grüne nicht allzu viel übrig hat. (Parteienanteile anlässlich der letzten Nationalratswahlen 2003: SVP 51.5 %, SP 15.9 %, FDP 7.7 %, Grüne 6.3 %, CVP 4.5 %, EVP 6.8 %).
Grüne sind in Weiach also sonst nicht im Geringsten mehrheitsfähig. Und die Weiacher wählen primär Köpfe, nicht Parteien.
Wie ist es also zu deuten, dass die Kandidatin Gut trotz Empfehlung der SVP in den Gemeinden Hochfelden, Stadel und Weiach gegen Genner den Kürzeren gezogen hat?
Fluglärm-Frage nicht entscheidend?
Der Tages-Anzeiger mag mit seiner Einschätzung, die Fluglärm-Frage sei nicht entscheidend gewesen, über alles gesehen recht haben. Betrachtet man hingegen nur die oben erwähnten Gemeinden, so gibt es für die Resultate der Kandidatin Genner eigentlich nur eine plausible Erklärung: Das Misstrauen gegen die FDP-Frau von der Goldküste, die dem Norden allen Fluglärm aufhalsen will.
Dass die Fluglärm-Frage lokal sehr wohl von Bedeutung war, nimmt auch der Tages-Anzeiger an: «... im Norden stiess sie [Gut, WG(n)] auf weniger Sympathien, weil sie sich (...) für vermehrte Nordanflüge aussprach, darunter auch für den gekröpften Nordanflug, der die drei Unterländer Gemeinden belasten würde.» Mit anderen Worten: Genner erschien in dieser Situation wohl vielen schlicht als das kleinere Übel.
Weiterer Beleg für diese These: traditionell bäuerlich geprägte Gemeinden im Weinland, die nicht primär unter der von Gut favorisierten Nordausrichtung zu leiden hätten, sind der SVP-Parole klar gefolgt.
Grosse Minderheit is watching you
Bleibt zu hoffen, dass Gut sich trotz "komfortabler Mehrheit" auch im Amt ab und zu daran erinnert, dass immerhin 90800 Wählende ihrem Programm zumindest kritisch gegenüberstehen. Also eine ziemlich grosse Minderheit: 42.1 % über den ganzen Kanton verteilt.
Aber jetzt soll Gut erst einmal zeigen, was sie kann. Ende Jahr werden wir sie dann an ihren Taten messen können.
Vgl. dazu auch die Artikel Ursula Gut ist als Regierungsrätin nicht akzeptabel (WeiachBlog vom 26. Juni) und Gut tut uns nicht gut (WeiachBlog vom 5. Juli 2006).
Quellen
- Abbildung Mapresso-Grafik. Website von Statistik Kanton Zürich. URL: http://www.statistik.zh.ch
- Keller, R.: Fluglärm-Frage war nicht entscheidend. In: Tages-Anzeiger, 10. Juli 2006 - S. 10.
2 Kommentare:
Mehr Nordanflüge? Aus Norden und Osten findet eine Fluglärmverlagerung in den Süden statt. Ohne neue Südanflüge und zusätzliche Ostanflüge gäbe es im Norden also nicht mehr Anflüge, sondern schlicht wieder gleich viele, wie es auch die Raumplanung vorsieht. Sorry, aber irgendwo muss der Müll deponiert werden, wir verteilen all den anderen Müll ja auch nicht möglichst weitflächtig, wobei ich nicht bezweifle, dass es selbst dafür Befürworter gäbe... es gibt leider viele Menschen, die aus ihrem angeblichen Leiden ein Hobby machen und gleichzeitig allen anderen Schlechtes wünschen. Traurig.
Nur zur Klarstellung: Der Norden wünscht niemandem Schlechtes. Obwohl man uns seit Jahrzehnten wie eine Kolonie behandelt.
Auch gegen die Raumplanung wäre an sich nichts einzuwenden - wenn sie denn funktionieren würde.
Das tut sie aber nicht, jedenfalls nicht für uns. Und deshalb ist der Norden auch nicht länger bereit, den Lärmkübel zu spielen, gratis und franko schon gar nicht.
Wie stellt ihr euch das eigentlich vor? Man kann nicht alle Vorteile eines Flughafens für sich haben und den anderen (der Minderheit im Norden) alle Nachteile per Mehrheitsentscheid entschädigungslos aufhalsen.
Abfalldeponien sind nicht gratis. Wenn ihr im Süden die totale Ruhe wollt, dann werden logischerweise Entschädigungen in Milliardenhöhe für den Norden fällig.
Rückwirkend für die letzten Jahrzehnte. Und prospektiv für die von den Flughafen-Turbos angestrebte unbegrenzte Entwicklung mit 400'000 Flugbewegungen pro Jahr und mehr.
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