Von Hanspeter Bühler, wohnhaft im Oberdorf, wurden diesen Monat bereits drei Leserbriefe in Zeitungen mit nationaler Reichweite abgedruckt. Zu Themen, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben.
Israel und Gaza
Am 4. Juli war je ein Beitrag Bühlers zum israelisch-palästinensischen Konflikt im Gazastreifen im Tages-Anzeiger und im Blick eingerückt. Der Tagi betitelte sein «Leserforum» mit der salomonischen Überschrift «Opfer und Täter gibt es auf beiden Seiten». Bühler wird wie folgt zitiert:
«Israels Kredit ist aufgebraucht. Israel nimmt sich mit der Rückendeckung und Waffenhilfe der USA das Recht heraus, alle Rücksicht auf die Gebiete der früheren Bewohner von Palästina zu ignorieren. Es wird rücksichtslos und unverhältnismässig gebombt, gesprengt, zerstört und inhaftiert. Die gewohnt opportunistische Weltpolitik schaut diesen Kriegsverbrechen stumm zu. Niemand wagt es, Klartext zu sprechen. Weshalb? Ich denke, ein wichtiger Grund ist immer noch in der Vergangenheit des vom Dritten Reich begangenen fürchterlichen Holocaust zu suchen. Aber der Kredit aus der traurigen Geschichte ist irgendwann aufgebraucht. Ich denke, es wird Zeit, dass die Weltöffentlichkeit davon Kenntnis nimmt.»
Beim Blick liest sich der (mutmasslich wortgleiche) Leserbrief Bühlers anders. Unter dem Titel Eskalation in Gaza - «Die Weltpolitik schaut stumm zu» und der Einleitung «Israelische Panzer stehen an der Grenze zum Gazastreifen. Die Stromversorgung in Gaza ist lahmgelegt. Und die Situation spitzt sich stündlich zu. BLICK-Leser sind aufgebracht und fordern Taten», steht da:
«Stummes Zusehen. Israel, der konstruierte Staat, nimmt sich mit der Rückendeckung und Waffenhilfe der USA das Recht heraus, alle Rücksicht auf die Gebiete der früheren Bewohner von Palästina zu ignorieren. Es wird rücksichtslos und unverhältnismässig gebombt, zerstört und inhaftiert. Die gewohnt opportunistische Weltpolitik schaut diesen Kriegsverbrechen stumm zu. Niemand wagt es, Klartext zu sprechen. Weshalb? Ein Grund ist immer noch in der Vergangenheit des vom Dritten Reich begangenen fürchterlichen Holocaust zu suchen. Aber der Kredit aus der traurigen Geschichte ist irgendwann aufgebraucht. Es wird Zeit, dass die Weltöffentlichkeit davon Kenntnis nimmt.»
Ein weiterer Grund dürfte in der asymmetrischen Natur der Kriegsführung und Kriegspropaganda der beiden Kontrahenten liegen. Weder die Israelis noch die Palästinenser sind brave Chorknaben.
Zidanes Ausraster
Auf einem anderen Kriegsschauplatz, auf dem mit allen erlaubten und unerlaubten Methoden um einen Ball und den Sieg gekämpft wurde, hat sich «Zidanes trister Abgang» abgespielt (Titel des Tages-Anzeigers zum Leserforum vom 11. Juli). Bühler kommt wie folgt zu Wort:
«Zidane hat eine unglaublich gute Fussball-WM gespielt. Er war der Antrieb und die Schaltstelle der französischen Mannschaft. Seine körperliche Verfassung war besser als man annehmen konnte, was aber sicher viel Substanz kostete. Der unverzeihliche Ausraster gegen Materazzi war möglicherweise die Folge verschiedener Umstände. Eine schmierige, anzügliche Berührung und schwere verbale Angriffe müssen den als sonst eher körperlos spielenden Zidane aus dem Gleichgewicht gebracht haben. Es müssen böse und sehr beleidigende Worte gewesen sein. Materazzi, der schon sein Kopfballtor nur durch Aufstützen und gleichzeitiges Niederdrücken des Gegners erzielt hatte, hat mit grosser Wahrscheinlichkeit Zidane bewusst provoziert - wenn es so gewesen ist, ist sein schmutziges Spiel aufgegangen. Man sollte Materazzis Worte anhand des umfangreichen Filmmaterials von Mundlesespezialisten analysieren lassen, damit das Rätsel gelöst werden kann».
Herausforderung Integration
Ebenfalls heute kann man lesen, der italienische Politiker Roberto Calderoli habe die Franzosen und die «Equipe Tricolore» aufs Übelste beschimpft. Italien habe gegen ein Team gewonnen, «das um der Ergebnisse willen die eigene Identität verloren hat, indem es Neger, Moslems und Kommunisten aufgestellt hat», schreibt die Netzeitung.
Wenn dazu auch noch das Gerücht stimmen sollte, Materazzi habe Zidane mit rassistischen Äusserungen beleidigt und so zu dessen Reaktion provoziert, dann muss man sich fragen, was uns diese nationalistisch aufgeladenen «Fussballkriege» in einer zunehmend plurikulturell und multireligiös geprägten Welt erzählen wollen.
Gaza ante portas? Auch bei uns? Ja. Wenn es uns nicht gelingt, die Einwanderer aus dem Morgenland in die Kultur des Abendlandes zu integrieren (vgl. dazu WeiachBlog vom 24. April 2006: Die Alamannen - ein Fall verfehlter Integration).
Quellen
- Opfer und Täter gibt es auf beiden Seiten. Leserforum. In: Tages-Anzeiger, 4. Juli 2006 - S. 21.
- Eskalation in Gaza - «Die Weltpolitik schaut stumm zu». BlickLeser. In: Blick, 4. Juli 2006 - S. 24.
- Zidanes trister Abgang. Leserforum. In: Tages-Anzeiger, 11. Juli 2006 - S. 23.
- Italienischer Politiker beschimpft Franzosen. In: Netzeitung vom 11. Jul 10:32, ergänzt 10:46
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