Gemeiner loblicher Eydgnoschafft Stetten Landen vnd Völckeren Chronik wirdiger thaaten beschreybung heisst das 1547/48 in zwei Bänden erschienene Werk, das unter dem Namen "Stumpfsche Chronik" bekannt geworden ist. Trotz des ankündigenden Titels "würdiger Taten" enthält es durchaus auch heftige Gesellschaftskritik.
Der Autor, Johannes Stumpf, ein ursprünglich aus Bruchsal nördlich von Karlsruhe stammender Schweizer Theologe, Topograph, Historiker und Chronist beschrieb den totalen Sittenverfall der Eidgenossen mit folgenden Worten:
«Ir speyss war fleisch, käss, anken, ziger, milch, wildpret, fisch, obs etc. des sy alles gnuog haftend. Aber bey unseren zeyten hat man an obbestimpten Gottesgaaben nit ein begnügen, sondern alle stett, fläcken, straassen und tabernen ligend voll Kauffleut, voll frömmds weyns, voll ausslendischer geschläck, gewürtz und frömder wahr.»
Die im 15. Jahrhundert häufig aus nichtigem Anlass vom Zaun gebrochenen Kriegszüge der Eidgenossen zeigten den Leuten, dass es auch noch anderes gab als Hafermus und dünnen Wein aus eigener Produktion. Luxus und Völlerei kam spätestens nach den Erfolgen gegen Karl den Kühnen in Mode.
Wenn man das mit der heutigen Zeit vergleicht, so gibt es da durchaus Parallelen. Was sind wir doch über die Massen verwöhnt und glauben, die Spezereien und Früchte aller Herren Länder müssten uns per Flugzeug direkt auf den Tisch fliegen, wie weiland die gebratenen Tauben im Schlaraffenland?
Quelle
- Dietenberger, M.: Kein Kriegszug ohne Wein und Weiber. In: Geschichtsverein Hochrhein e.V. (Hrsg.) Jahrbuch 2004 - S. 52-56.
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