Dienstag, 8. November 2005

Obervogtei Neuamt, 1442-1798

Von 1442 bis 1798 stand die Gemeinde Weiach unter der hochobrigkeitlichen Verwaltung der Stadt Zürich, zugeteilt der Obervogtei Neuamt (auch „Nüwampt“ o.ä. geschrieben).

Dass dem so war steht zwar in helvetischen Lexika des ausgehenden Ancien Régime, in Werken die in Deutschland erschienen, findet man davon allerdings gar nichts. Auch nicht im „Zedler“, dem enzyklopädischen Monument deutscher Sprache aus dem 18. Jahrhundert:

Neuamt, eine der führnehmsten, dem Canton Zürch gehörigen Herrschaften und Vogteyen, welche viel schöne Dörffer und Höfe begreifft, war ehemahls ein Stück Landes, so zur Grafschafft Kyburg gehörte. Als aber die Stadt Zürch, 1442 mit Kayser Friedrichen II einen Bund und Vereinigung gemacht, krafft deren sie bemeldtem Kayser die Graffschaft Kyburg frey übergabe, hat sie gleichwohl ihr von dieser Grafschafft diejenige darzu gehörige Oerter, welche jenseit der Glatt gelegen, vorbehalten. Dieser District erstreckt sich von dem fallenden Brunnen, einem eine halbe Stunde ausser der Stadt Zürch gelegenen Hofe, bis auf Kayserstuhl an dem Rhein, und heisset von selbiger Zeit an, das Neuamt, wird auch bis dato von 2 kleinen Räthen der Stadt Zürch bevogtet. Bluntschli. Dyrsteler.

Dass es mit dem wohllöblichen Regiment der Gnädigen Herren zu „Zürch“ über ihre Obervogtei schon wenige Jahrzehnte nach diesem Lexikon-Eintrag (1740 publiziert) zu Ende gehen sollte, das konnten die Korrespondenten von Verleger Zedler natürlich nicht wissen.

Dafür wissen wir heute nicht mehr so ohne weiteres, wo dieser „fallende Brunnen“ ausserhalb der Stadt Zürich anzusiedeln ist. Die südlichsten zum Neuamt gelegenen Gebiete sind etwa auf der geographischen Breite von Adlikon (heute zu Regensdorf gehörend) bzw. westlich des Dorfkerns von Rümlang zu finden. (vgl. Karte S. 13, in: Weibel, Th.: Historische Kurzbeschreibungen der Siedlungen im Neuamt. Herausgegeben vom Staatsarchiv des Kantons Zürich. Zürich, 1995.)

Wer mehr über die Welt und den Wissensstand der damaligen Zeit erfahren will, der kann nun problemlos im Zedler stöbern. Dazu muss man sich heute nicht mehr in die Bibliothek begeben sondern nur noch ins WWW auf http://www.zedler-lexikon.de/:
Johann Heinrich Zedlers Universal-Lexicon ist mit Abstand das größte Lexikon des 18. Jahrhunderts. Auf ca. 68.000 Seiten in 68 Foliobänden, erschienen zwischen 1732 und 1754, sind laut Titelblatt 33 verschiedene Disziplinen und Wissensarten repräsentiert. Die hier publizierte Version des Universal-Lexicon wurde in einem DFG-finanzierten Projekt der Bayerischen Staatsbibliothek zwischen den Jahren 1999 und 2001 digitalisiert und inhaltlich erschlossen. Seitdem sind die ca. 288.000 Einträge des Zedler einzeln auffindbar, ebenso wie die ca. 270.000 Verweise.

Wer sich etwas Zeit nimmt, wird schnell feststellen, dass es der Zedler punkto Umfang und Detaillierungsgrad mit heutigen Werken wie dem Brockhaus locker aufnehmen kann.

Quelle:
Artikel Neuamt. In: Zedlers Universal-Lexicon, Bd. 24, Sp. 3 (Halle und Leipzig, 1740)

Keine Kommentare: