Im Zürcher Unterländer vom 18. September macht die Redaktorin Sandra Zrinski auf die bevorstehende Ausstellung «Flachs - von der Pflanze zum Stoff» im Ortsmuseum Weiach aufmerksam. Sie erwähnt unter dem Abschnittstitel «Begriffe und Namen geprägt» auch den jüngsten Artikel der «Weiacher Geschichte(n)»:
«Die Flachsverarbeitung war offenbar so prägend, dass sie Namen und Begriffe hervorgebracht hat, die heute noch verwendet werden. So bedeutet «rätschen» das Brechen der getrockneten und daraufhin dem Wetter und dem Feuer ausgesetzten Flachspflanzen. Durch das Brechen lassen sich die verholzten Teile leichter von den Fasern trennen. Weil die Frauen diese Arbeit meist gemeinsam erledigten und dabei Zeit hatten, um sich zu unterhalten, wird das Wort heute im Sinn von «tratschen» verwendet.
Auch der Familienname Roos habe seinen Ursprung in der bäuerlichen Fasergewinnung,» schreibt Zrinski und verweist auf die jüngste Ausgabe (Nr. 94). «So wurden Hanf und Flachs in Wiesen gelegt oder in Gewässer, damit sich Rinden- und Holzteile von den Fasern lösten. Dieser Gärungsprozess hatte einen starken Gestank zur Folge und liess so manchen Fisch sterben, weil der Sauerstoff im Wasser knapp wurde. Aus diesem Grund durfte er nicht in der Nähe des Dorfes vorgenommen werden. Genannt wurde er Roosen oder Rösten. Daraus entstand der Name Roos.»
Und natürlich habe ich gerade für diese Namenerklärungen keine Literaturangabe gemacht. Sie sei deshalb hiermit auf WeiachBlog nachgetragen.
Nicht in allen Namenlexika vorhandene Erklärung
Viele deutsche Namenlexika erklären den Familiennamen «Roos» mit der heute naheliegenden Bedeutung «Rose». Die fünfte Auflage des Gottschald (vgl. Quellen unten) hingegen verweist unter dem Stichwort «Roos» auf den Begriff «Haar».
Eine von fünf Bedeutungen von Haar leitet sich aus dem Mittelhochdeutschen ab: «3. mhd. har „Flachs“. Haarland(er), > lang ( X ON. Harlanden, Kelheim; zu 5). […] Flachs wird in einer Lache, dem Roos (Schweizer FN.), gerozzet, d.h. zum Faulen gebracht; dazu harröße „Flachsgrube“».
Neben unserer heutigen Bedeutung von Haar für Haare eines Lebewesens (2) kann der Begriff auch stehen für: Henker (1), Anhöhe (4) und Sumpf (5).
Rozzen ist möglicherweise ein älterer Begriff aus dem Mittelalter, der im Schweizerdeutschen erst spät ausgestorben ist. In Deutschland ist nämlich die Bezeichnung Rösten statt Rozzen üblicher. Daher ist ein Roos in der Schweiz das, was der Familienname Rötzer in Deutschland bezeichnet. Jemanden, der in einer Beziehung zu einer solch anrüchigen und doch überaus nützlichen Einrichtung stand.
Quellen
- Gottschald, M.: Deutsche Namenkunde. Unsere Familiennamen. Fünfte verbesserte Auflage mit einer Einführung in die Familiennamenkunde von Rudolf Schützeichel. Verlag de Gruyter Berlin/New York 1982 – S. 227.
- «Von den Gespinstpflanzen ist der Hanf stark kultiviert». Aus der Geschichte der Hanf- und Flachs-Produktion im Gebiet von Weiach. Weiacher Geschichte(n) 94. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, September 2007 – S. 11-18.
- Zrinski, S.: Vom Leinsamen zum Stoffballen. Weiach – Ausstellung am 23. September und 4. November. In: Zürcher Landzeitung/ZU/NBT, 18. September 2007 – S. 9.
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