Dienstag, 21. Februar 2006

Vorrömische Mammuts?

«Auch ein monumentaler Mammutzahn (3.40 m lang) weist auf vorrömische Besiedlungen unserer Gegend hin.» Dieser etwas merkwürdig anmutende Satz stand von September 2005 bis Mitte Februar 2006 im offiziellen Portrait der Gemeinde Weiach. Heute nicht mehr. Zu verdanken ist dies aufmerksamen Besuchern des noch jungen Internetauftritts der Gemeinde.

Ich weiss nicht, wie es Ihnen geht. Aber wenn man obigen Satz wirklich zum Nennwert nimmt, dann wirft er unwillkürlich die Frage auf, weshalb der Fund eines Mammutstosszahns zwingend auf menschliche Siedlungen hinweist.

Keine Fundzusammenhänge zwischen Feuersteinsplittern und Mammutstosszähnen

Unbestritten ist, dass die Eiszeit und damit die Mammuts lange vor den Römern das Land beherrschten. Und natürlich ist es möglich, dass urzeitliche Jäger auch von den rund um das heutige Weiach gelegenen Hochebenen des «Stein» oder des Sanzenbergs aus auf Mammutjagd gingen - bewiesen ist dies aber nicht.

Der Fall liegt ähnlich wie bei den Wallanlagen auf dem Ebnet und dem Leuenchopf. Spuren jungsteinzeitlicher Besiedlung hat man auf Gemeindegebiet sehr wohl gefunden. Es fehlen jedoch
Spuren menschlicher Aktivität (z.B. Artefakte wie Feuersteinsplitter, etc.), die eindeutig Mammutjägern zuordenbar wären. Soll die mit obigem Satz implizierte These von mammutjagenden Steinzeitmenschen Bestand haben, so müssten Feuersteinsplitter zusammen mit Mammutknochen in derselben Schicht (z.B. in einer Höhle) aufgefunden worden sein. Dem ist aber bisher nicht der Fall.

Deshalb haben Aussagen wie die eingangs zitierte sehr spekulativen Charakter. Denn was denkt sich der Leser bei Verwendung des Begriffs «Besiedlung»? Impliziert durch das Adjektiv «vorrömische» packt man im Geiste unwillkürlich «durch Menschen» hinzu.

Portrait überarbeitet

WeiachBlog hat daher auf Anfrage der Gemeindeverwaltung angeregt, Römer und Mammuts klar zu trennen und den Abschnitt gleichzeitig komplett zu überarbeiten. Die Feuersteinsplitter könnten sehr wohl aus der letzten Eiszeit stammen. Ein in den 1950er-Jahren auf Gemeindegebiet gefundenes Steinbeil sei aber der Jungsteinzeit zuzuschreiben und stamme damit aus der Nacheiszeit. Damals war das Mammut bereits ausgestorben bzw. ausgerottet, je nach Theorie. Nachstehend der überarbeitete Abschnitt, wie er seit ein paar Tagen im offiziellen Portrait steht:

«Funde von monumentalen Mammutzähnen zeigen, dass auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Weiach bis vor 10000 Jahren die Riesen der Eiszeiten lebten. Dass Weiach auch schon sehr früh vom Menschen besiedelt wurde, beweisen Feuersteinsplitter, ein Steinbeil aus der Jungsteinzeit, Gräberfunde wie Bronzespangen und -nadeln sowie ein Dolch aus der Bronzezeit. Über dem Dorf, auf einem Felsvorsprung des Wörndel, dem so genannten "Leuechopf", und im Ebnet, befinden sich noch heute zwei Wallanlagen; man deutet sie als Fluchtburgen, in deren Schutz sich die Bevölkerung bei kriegerischen Angriffen zurückzog. An die Römerzeit erinnern Wachtturmfundamente entlang des Rheins, die unter Kaiser Valentinian als Teil eines Abwehrsystems gegen die aus dem Norden vordringenden Alamannen errichtet wurden.»

Quelle
  • Korrespondenz mit Gemeindeverwaltung Weiach, 7. u. 9. Februar 2006

Keine Kommentare: