Sonntag, 26. Februar 2006

Mass und Gewicht im alten Kaiserstuhl (Mass und Gewicht 1)

Über Jahrhunderte hinweg war das benachbarte Städtchen Kaiserstuhl für die Weiacher ein wichtiger Bezugspunkt – sei es als Sitz der Amtleute des Fürstbistums Konstanz, sei es als Marktort für den Absatz von Landwirtschaftsprodukten.

In der damaligen Lebenswelt spielten lokal bezogene Masse und Gewichte eine wichtige Rolle. Für die Weiacher waren das diejenigen der Städte Zürich und Schaffhausen sowie die von Kaiserstuhl und Zurzach.

In den nächsten Tagen bis zum 3. März bringt WeiachBlog einen bereits im August 1984 publizierten Artikel von M.L. Frischknecht im Volltext. Hier die Einleitung:

«Per Zufall kam mir ein Buch über Masse und Gewichte in der alten Eidgenossenschaft in die Hände (Anne-Marie Dubler, Masse und Gewichte im Staat Luzern und in der alten Eidgenossenschaft; Festschrift, 125 Jahre Luzerner Kantonalbank, 1975). Beim Durchlesen fiel mir auf, dass Kaiserstuhl des öfteren genannt wird. Somit entschloss ich mich, die Angaben über Masse und Gewichte im alten Kaiserstuhl herauszupicken und zusammen mit einigen allgemeinen Bemerkungen zur Bedeutung von Massen und Gewichten zusammenzufassen.

Heute werden metrische Masse und Gewichte verwendet. Unabhängig von der stofflichen Qualität des zu messenden Gutes, unabhängig von den althergebrachten landschaftlichen und wirtschaftlichen Gepflogenheiten. Das war nicht immer so. Masse und Gewichte waren in der Schweiz vor ca. 1830/50 Ausdruck aktueller Herrschaftsverhältnisse, waren Ausdruck der lokalen Wirtschaft. Am 22. Oktober 1875 wurde das metrische System (Meter, Liter, Kilogramm) vom Bundesrat in Kraft gesetzt und seine Einführung auf den 1. Januar 1877 beschlossen.

Vorher sah es etwa so aus: Ein Ort, der das Marktrecht hatte – also auch Kaiserstuhl – hatte das Recht, die Masse zu bestimmen. Der Marktherr beauftragte den Eichmeister, die bestimmten Masse und Gewichte turnusgemäss zu überprüfen und zwar mit Hilfe der Urmasse, der sogenannten Stummen- oder Schlüfmasse. Alle vom Eichmeister geprüften Masse bekamen einen amtlichen Stempel. Ob Stempelgebühren erhoben wurden, weiss ich nicht – aber die Administration war früher auch nicht viel besser als heute.

Je nach Bedeutung eines Marktes strahlten die verwendeten Masse mehr oder weniger weit über die Grenzen des jeweiligen Marktes hinaus. Obwohl die Masse und Gewichte von Markt zu Markt anders waren, lehnten sie sich den gebräuchlichen Massen der übergeordneten Herrschaftsstrukturen oder Wirtschaftssystemen an.
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Quelle

Frischknecht, M. L.: Masse und Gewichte im alten Kaiserstuhl. Erstmals erschienen in: Echo – Zeitung für Kaiserstuhl, August 1984, S. 4-6. Abgedruckt im Sammelband: Keiserstul. Geschichte und Geschichten – aus dem Nachlass von Bruno Müller. Kaiserstuhl 1989 – S. 178-180.

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