Bisher kannte man unser Gemeindewappen nur in puristischer Form. Ohne Wappenhalter oder Rankenwerk. Seit dem letzten Sonntag ist das anders. Da wurde der Welt nämlich das hier präsentiert (für grösseres Bild anklicken):
Am Wappenschild selber gibt es nichts auszusetzen. Die Blasonierung ist korrekt. Dafür um so mehr am Drumherum. Eichen- und Lorbeerblätter waren bislang nur Zutaten auf den Glocken im Weiacher Kirchturm. Von Mauerkronen und derlei städtischen Stilelementen hat man bei uns auf dem Land aber zu Recht gar nichts gesehen. Das vom Gemeinderat 1931 offiziell anerkannte Wappen war und ist frei von solchem Schnickschnack.
Klar, als Zürcher kommt einem diese Art von Mauerkrone natürlich bekannt vor. Noch bis vor wenigen Tagen war sie uns aber nur in dieser Form hier geläufig:
Will die Stadt das Land erobern?
Was also soll die Mauerkrone über unserem Wappen? Die Antwort findet man - wie könnte es anders sein - bei der Werbeagentur des Medien-Konzerns an der Zürcher Werdstrasse.
Seit einigen Tagen läuft eine grossangelegte Kampagne: grossflächige Zeitungs-Inserate und Plakate im Weltformat kündigen den Vorstoss in den Regionalmarkt an. (vgl. Das Kopfblattsystem auf den Kopf stellen; WeiachBlog vom 2. November).
Die Werber haben sich in einem Anfall von Sauglattismus produziert und sich nicht nur an unserem, nein gleich an Dutzenden von Gemeindewappen «vergriffen» (für grösseres Bild anklicken):
Dieser Ausschnitt aus dem doppelseitigen Inserat, das letzten Sonntag, 29. Oktober, in der SonntagsZeitung erschienen ist, macht eines klar und deutlich: die (Zeitung aus der) Stadt will die Landgemeinden kommerziell in den Sack stecken.
Was sollte das städtische Symbol auf unseren Wappen denn sonst bedeuten? Die Mauerkrone ist vergleichbar mit der Fahne, welche die Astronauten auf dem Mond aufpflanzten. Damit ist's aber spätestens seit dem Ustertag und den neuen Verfassungen von 1831 und 1869 vorbei.
Vielleicht sollten sich die Tagi-Regionalredaktoren doch einmal beim «Zürcher Unterländer» erkundigen, warum solche Anbiederungsversuche schräg ankommen. Das Angebot dazu haben sie ja. Ebenfalls öffentlich bekannt gemacht. Per Inserat im «Zürcher Unterländer».
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