Montag, 19. Februar 2007

Wigach - Schreibweise im Kanzleistil

Ortsnamenschreibungen sind ja manchmal eine ganz seltsame Sache. Wussten Sie, dass die Einheimischen den Ortsnamen Weiach anders aussprechen als Auswärtige? Und auch, warum das so ist? Die Lösung findet man in einem Artikel vom Januar 2000, der Nr. 2 aus der Reihe Weiacher Geschichte(n).

Eine Differenz zwischen Schreibung und Aussprache gab es vor 500 Jahren, d.h. in der Frühen Neuzeit, bereits einmal. Das kann man am Beispiel des sogenannten Glückshafenrodels zeigen. Dieser Rodel stellt ein Verzeichnis aller Teilnehmer einer grossen Lotterie (Ziehung aus dem Glückshafen) im Jahre 1504 dar.

Unser Dorf wurde von den Schreiberlingen der Glückshafen-Einnehmerei in der Stadt Zürich in den Formen «Wigach bi Keiserstůl», «Wygach bi Keysserstůl» oder «Wiyach by Keiserstůl» notiert.

Insgesamt kauften Angehörige von vier Familien Lose. Interessant ist, dass in diesen Einträgen beide Formen vorkommen, also mit und ohne -g-. Die Schreibweise mit -g- war der damals übliche Kanzleistil. Gesprochen wurde aber ein -j-. Das tönte also in etwa so: «Wijach» (ohne phonetische Schrift, weil ich schlicht nicht weiss, wie man die in diesen Blog hineinzaubert).

Quellen
  • Lotterie-Fieber vor 500 Jahren. Weiacher im Glückshafenrodel des Freischiessens zu Zürich von 1504. Weiacher Geschichte(n) 58. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, September 2004 – S. 13-18.
  • Der Glückshafenrodel des Freischiessens zu Zürich 1504, mit Anhang und Beilagen. Mit Unterstützung der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich bearb. und hrsg. von Friedrich Hegi unter Mithilfe von E. Usteri und S. Zuber. Bd. 1 (Text); Bd. 2 (Register). Zürich 1942.
[Veröffentlicht am 3.3.2007]

Keine Kommentare: