Donnerstag, 1. Februar 2007

Drei Weiacher mit dem Inf Bat 70 im Einsatz

Die Schweizer Armee zeigt sich im Unterland seltener als auch schon. In der Zivilschutzanlage der Gemeinde Weiach unter dem Schulhausplatz (Eingang beim Gemeindesaal) sind zwar immer noch ab und zu Soldaten einquartiert. Aber nicht mehr für die Dauer ganzer Wiederholungskurse, sondern meist nur noch für mehrtägige Übungen.

Die Armeeangehörigen stammen aus der halben Schweiz und kaum aus dem Unterland. Deshalb ist es etwas Besonderes, wenn das zu zwei Dritteln aus Zürchern bestehende Infanteriebataillon 70 sich diese Woche im Rahmen der Übung ADRASTEA für ein paar Tage im Unterland zeigt.

Zum Bestand des Bataillons von ca. 1200 Mann, darunter 220 Unterländer, gehören dieses Jahr auch drei Weiacher, deren Namen hier aber aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht genannt werden.

Raumsicherung: Umstrittener Operationstyp

Die Übung ADRASTEA (nach einem der Jupitermonde benannt) wird im Raum Unterland und Weinland bis nach Diessenhofen durchgeführt. Trainiert wird die sogenannte Raumsicherung, eine Einsatzform unterhalb der Kriegsschwelle.

Das Reglement Taktische Führung der Schweizer Armee erklärt Raumsicherung wie folgt:

«Raumsicherungsoperationen erzeugen eine stabilisierende Wirkung und stellen die Sicherung des Staatsgebietes, seiner Grenzen und der strategisch wichtigen Infrastruktur primär im Falle einer asymmetrischen und nichtmilitärischen Bedrohung sicher. Sie sind als Fortsetzung der Existenzsicherung zu verstehen, wenn die Bedrohung ein so grosses Ausmass annimmt, dass das normale Funktionieren des Staates ohne militärische Gegenmassnahmen in Frage gestellt ist. Es geht um die Gewährleistung der Sicherheit der Bevölkerung, die Wahrung der Funktionsfähigkeit von Staat, Gesellschaft und Wirtschaft sowie die Sicherstellung der politischen Handlungsfähigkeit. Mit Blick ins Ausland gilt es zu signalisieren, dass in der Schweiz kein Machtvakuum besteht und dass unser Land willens und fähig ist, auf seinem eigenen Territorium Stabilität zu bewahren.» (Taktische Führung XXI, Ziff. 45, nach Medienmitteilung Inf Bat 70)

Dieser Operationstyp ist umstritten. Das kann man der jüngsten Ausgabe der Weltwoche entnehmen. Bundeshausredaktor Beni Gafner stellt mit Verweis auf ein VBS-internes juristisches Gutachten fest, die gesetzlichen und verfassungsmässigen Grundlagen fehlten.

Mein Kommentar: Die (rechtliche) Unsicherheit in Lagen zwischen Krieg und Frieden wird man auch mit juristisch halbwegs wasserdichten Definitionen nicht in den Griff bekommen. Da helfen nur gesunder Menschenverstand und Fingerspitzengefühl. Und zwar auf allen Seiten: beim Bürger in Uniform (Militär, Polizei, etc.) genauso wie bei dem ohne Uniform.

Quellen

  • Kdo Inf Bat 70: ADRASTEA – Manöver in heimatlichen Gefilden. Medienmitteilung. 30. Januar 2007, 02:45 Uhr
  • Schurter, D.: Die Armee probt den Ernstfall im bewohnten Gebiet. In: Tages-Anzeiger Regionalteil Zürcher Unterland, 31. Januar 2007, S. 57 Unterland.
  • Blansjaar, K.: Lebenswichtiges schützen. Unterland - Manöver noch bis morgen. In: Zürcher Unterländer, 31. Januar 2007, S. 1.
  • Blansjaar, K.: Die Angreifer kommen nachts. Eglisau - Bataillon noch bis Donnerstag im Einsatz. In: Zürcher Unterländer, 31. Januar 2007, S. 2.
  • Blansjaar, K.: Lebenswichtiges schützen. Unterland - Manöver noch bis morgen. In: Neues Bülacher Tagblatt, 31. Januar 2007, S. 1.
  • Blansjaar, K.: Die Angreifer kommen nachts. Eglisau - Bataillon noch bis Donnerstag im Einsatz. In: Neues Bülacher Tagblatt, 31. Januar 2007, S. 2.
  • Gafner, B.: Übungen im rechtsfreien Raum. In: Weltwoche Nr. 04/2007.

[Veröffentlicht am 15.2.2007]

Keine Kommentare: