Montag, 29. August 2011

Bewaffnete Frauen errichten «Strassensperre»

Gemeinderat Thomas Steinmann hat in seiner Bundesfeier-Rede (vgl. WeiachBlog vom 2. August 2011) die zunehmend schwindende Solidarität mit dem Gemeinwesen beklagt. Konkret: das sich in Luft auflösende Milizprinzip.

Ob sich die Situation wirklich so stark verschlimmert oder es sich bloss um die in nicht allzu einfachen Zeiten üblichen Klagen handelt, sei dahingestellt.

Wenn es um die Wurst geht, dann stehen wieder genug Leute selbstlos und mutig hin. So wie die Weiacherinnen vor 300 Jahren Wehrhaftigkeit bewiesen haben.

Früher «Frauenhilfsdienst»

Wie sich diese manifestiert hat wurde von verschiedenen Autoren berichtet, unter anderem auch Jürg Stüssi-Lauterburg (Chef der Bibliothek am Guisanplatz (BiG) in Bern, in der die frühere Eidgenössische Militärbibliothek aufgegangen ist).

Stüssi-Lauterburg befasste sich mit der Geschichte der Frauen in der Armee und kam dabei auf den sogenannten «Blinden Lärmen» von 1703 zu sprechen:

«Als Anna Willi Meyerhofer aus Weiach 1703 bei Kaiserstuhl den Feind zu erspähen glaubte, mobilisierte sie, angesichts der Abwesenheit der Männer ihres Dorfes an der Musterung, 20 behelfsmässig bewaffnete Frauen und errichtete eine Strassensperre gegen Kaiserstuhl. Es handelte sich 1703 um einen Fehlalarm, die Reaktion ist aber typisch geblieben.»

Ist auf der Strasse stehen = Strassensperre errichten?

Was ist unter dieser «Strassensperre» zu verstehen? Behelfsmässig errichtete Barrikaden? Es ist völlig unklar, was Stüssi-Lauterburg mit dieser Bezeichnung meinte und noch unklarer, welche Quellen er dafür anführen müsste.

In den Protokollen von 1703 selber (vgl. Weiacher Geschichte(n) 56) wird lediglich erwähnt, Untervogt Maag habe «20 Weiber mit Mistgablen» angetroffen.

Und Gustav Jakob Peter schreibt in seiner Dissertation «Geschichte des zürcherischen Wehrwesens im XVII. Jahrhundert» auch nur davon, dass die Weiacherinnen sich «alsbald mit Mistgabeln bewaffnet, auf der Strasse gegen Kaiserstuhl postierten». Diese Ortsangabe ist - verglichen mit dem Protokoll der Zürcher Obrigkeit von 1703 - ebenfalls eine Novität. Dort wird nämlich nicht erwähnt, wo genau Maag die Weiber angetroffen hat.

Die Details und Quellen zu diesem «Lärmen» kann man übrigens in den Weiacher Geschichte(n) Nr. 56 nachlesen.

Quellen

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