Montag, 6. August 2012

«Ungeheuerliche Flughafenkommunikation»

Der Weiacher Daniel Elsener, Präsident der EVP des Bezirks Dielsdorf, ist in den Leserbriefspalten der Unterländer Presse kein Unbekannter. Auch WeiachBlog hat sich schon mehrfach mit ihm und seinen Voten beschäftigt:
Das Thema ZFI (Zürcher Fluglärm-Index) zeigt, dass sich Elsener auch mit dem Flughafen beschäftigt. Was bei einem in Weiach wohnhaften Politiker kaum verwundert. Unter dem Titel «Wachstum als oberste Priorität» druckten Zürcher Unterländer (ZU) und Neues Bülacher Tagblatt (NBT) seine Antwort zum Artikel «Eine längere Piste ist unnötig», der in der Ausgabe vom 18. Juli erschien.

Kommunikativer Etikettenschwindel

Elsener selber gab seinem Beitrag den Titel «Ungeheuerliche Flughafenkommunikation». Und weil es in der Causa Flughafen Kloten tatsächlich seit Jahrzehnten immer wieder um kommunikative Etikettenschwindel zu Lasten der Überflogenen geht, habe ich ihn auch als Titel dieses Posts übernommen. Nachstehend der vom NBT (27. Juli 2012, S. 9) redaktionell bearbeitete Brief Elseners:

«Was von Seiten des «City»-Flughafens Zürich im Zusammenhang mit Staatsvertrag, Pisten, Sicherheit und gekröpften Nordanflug kommuniziert wird, ist gelinde gesagt dümmster Schwachsinn [NBT: das Dümmste] oder schlicht und einfach gelogen! Den Aussagen diesbezüglich von Airbus-Pilot Mathias Rieder im oben erwähnten Artikel, Pistenverlängerungen hätten überhaupt nichts mit Sicherheit zu tun, kann ich hierfür nur beipflichten.

Das eigentliche Problem, welches der Flughafen hat, ist: Er ist zu gross, zu laut (ZFI), zu dreckig, dem Umfeld nicht angepasst und leidet unter Anti-Loyalität durch den Süden und der Stadt Zürich. Und dabei möchte er so gern wachsen und Frankfurt so richtig einheizen. Wachsen, so wie es im Sachplan Infrastruktur Luftfahrt (SIL) durch Flughafen, Kanton und Bund definiert wurde – und am liebsten noch eine Parallelpiste dazu. Von 200'000 auf 320'000 im Jahr 2000 und weiter auf 420'000 bis 540'000 Flugbewegungen im Jahr, also alle 40 Sekunden eine.

Wachstum über allem, und dem haben sich gefälligst alle unterzuordnen. Egal, wenn ganze Regionen im Kanton oder Süddeutschland lärmkanalisiert zwangsbeschallt werden. Es werde ganz schlimm mit dem Flughafen, wenn das alles nicht realisiert werden kann. Dies wird bei jeder Gelegenheit der Bevölkerung marketingmässig mit Erfolg eingetrichtert, denn niemand möchte ja auf die zwangsneurotische Mobilität verzichten.

Der Ausbau am Flughafen geschieht natürlich in milliardenteurer Salamitaktik-Manier, was sich dort als ewige Dauerbaustelle zeigt. Mit katastrophaler Auswirkung zeigt sich auch die Rechnung für 850 Meter Pistenverlängerungen 14/32 und 10/28. Kostenpunkt «nur» 500 Millionen, da ist ein Autobahnkilometer ein Klacks dagegen.

Die Nordausrichtung des Flugbetriebs ist nirgends in Stein gemeisselt. Würde der Süden gemäss gängigem Verursacherprinzip statt den 5 Prozent ähnliche Belastungen wie der Bezirk Dielsdorf (80 Prozent) tragen, wären Staatsvertrag, Pistenverlängerungen und gekröpfter Nordanflug überflüssig und obsolet.
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Nachhaltig wäre anders

Leider ist es so, dass in der Tendenz erneut (wie seit Jahrzehnten) versucht wird, in technokratischer Manier am Volk - und vor allem an Minderheiten - vorbei, die von wirtschaftlichen Interessen verlangte Entwicklung durchzusetzen. Das zeigt das aktuelle Vorgehen des Bundesamts für Zivilluftfahrt (verantwortlich: Frau Bundesrätin Leuthard) ganz deutlich.

Irgendwann rächt sich das, denn wie schreibt Hans Burkhardt aus Birchwil gleich unter Elseners Beitrag so treffend: «Nicht Günstlingswirtschaft, sondern möglichst grosse Rücksicht auf alle vom Fluglärm Belasteten kann in unserem dicht besiedelten Land dem Flughafen Zürich-Kloten eine zuverlässige Zukunft sichern!».

Mit Sankt-Florians-Politik wie gehabt - und vermarktet als «gottgebene» Nordausrichtung - ist das nicht zu schaffen. Das müssten eigentlich auch die Südschneiser einsehen, die jetzt seit einigen Jahren erleben, wie sie von den Technokraten aller Couleur untergebuttert werden (wie der Flughafen-Norden seit Jahrzehnten).

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