Das liberal gesinnte Zuger Volksblatt brachte am Mittwoch, den 7. April 1880 genau eine Nachricht aus dem Aargau. Eine aus Kaiserstuhl mit einem deutlichen Seitenhieb:
«Die „Aarg. Nachr." schreiben: Päpstlicher als der Papst erwies sich dieser Tage die katholische Kirchenpflege von Kaiserstuhl. Ein dort angesehener Reformirter, Herr Meier zur "Linde", hatte vom katholischen Pfarrer die Erlaubniß erhalten, bei dem Begräbniß seiner plötzlich verstorbenen Frau für die Abdankung durch den reformirten Pfarrer von Weiach die Kirche benutzen zu dürfen. Am Begräbnißtage kam aber von der Kirchenpflege die Anzeige, daß die Kirche für die Reformirten geschlossen sei und die Leichenpredigt und die Grabgesänge mußten im Freien abgehalten werden. Alles wegen der vielgerühmten Toleranz.»
Was da wohl noch alles dahinter steckte? Die religiösen Gründe erscheinen wie vorgeschoben. Zumal der Priester nichts dagegen gehabt hätte. Und das mitten in der Zeit des Kulturkampfes. Das 1. Vatikanische Konzil mit seiner Lehre von der Unfehlbarkeit des Papstes, wenn er eine Glaubensfrage ex cathedra verkündet, war da noch ziemlich frisch.
Aufregung im Unterländer Blätterwald
Der Umstand, dass der Weiacher Pfarrer Johannes Stünzi seine Abdankungsfeier im Freien abhalten musste, schlug auch in der Zürcher Unterländer Lokalpresse einige Wellen.
Im Bülach-Dielsdorfer Volksfreund (nachmals Neues Bülacher Tagblatt) Nr. 24 wurde auf S. 3 über den Vorfall berichtet. Danach muss es im Konkurrenzblatt Bülach-Dielsdorfer Wochenzeitung (nachmals Zürcher Unterländer) eine Reaktion gegeben haben, denn in BDV Nr. 26 (S. 4) wurde eine Replik abgedruckt.
In der Nr. 32 der Wochenzeitung gab Pfr. Hümbeli von Kaiserstuhl eine Erklärung ab, worauf der Volksfreund in seiner Nr. 33 (S. 4) eine Attacke ritt.
Und schliesslich folgte in BDV Nr. 36 (S. 3) noch eine Erklärung von Rudolf Meier (dem Mann der Verstorbenen und Wirt der Linde Kaiserstuhl).
Mehr zu diesem Schlagabtausch in einem späteren WeiachBlog-Beitrag.
Quelle
- Zuger Volksblatt, Band 20, Nummer 28, 7. April 1880 - S. 3.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen