Sonntag, 15. August 2021

Dem Weberliheiri-Haus zum 60. Todestag

Wer schon länger in Weiach lebt, hat ihn sicher schon gesehen, den 45-minütigen Dorffilm, der aus Originalmaterial des Lehrers Kurt Ackerknecht zusammengestellt worden ist. Er wird gern gezeigt, so z.B. anlässlich der Ausstellung 40 Jahre Ortsmuseum (vgl. WeiachBlog Nr. 649)

Entstanden sind die Filmaufnahmen zwischen 1957 und 1965. Vor einigen Jahren war der Film auch über Youtube verfügbar (mittlerweile gelöscht). Vorteil eines Videos gegenüber einer Filmvorführung vor mehr oder weniger grossem Publikum: man kann den Film stoppen, zurückspulen, nochmals ansehen, etc. In dieser Zeit habe ich mir das Material genau ansehen können.

Architektonische Zeitreise

In der 14. Minute kommt ein Gebäude ins Bild, das am 15. August 1961, also heute vor 60 Jahren, das Zeitliche gesegnet hat. Es ist einem zeuselnden Kind zum Opfer gefallen. Vor genau zehn Jahren hat WeiachBlog darüber berichtet (vgl. Nr. 1043 v. 15. August 2011). Leider liege keine Nahaufnahme vor, steht da geschrieben. 

Eine gestochen scharfe Fotografie kennt der Schreibende bis heute nicht. Aber dafür gibt es die farbigen Filmaufnahmen von Ackerknecht! 

Et voilà: das Häuschen des Heinrich Meier-Dellenbach, genannt Weberliheiri, das von Walter Zollinger zu den ältesten Häusern von Weiach gezählt wurde:

Dieses Gebäude stand an der Verzweigung Chälenstrasse/Stockistrasse, dort wo heute eine Grünanlage und der Quartiertransformator mit der Versicherungsnummer 1 zu finden sind (vor Eröffnung des Werkhofs am Grubenweg 6 war hier auch noch ein Glascontainer aufgestellt). 

Es handelt sich offensichtlich um ein Taunerhäuschen, also die Wohnstätte eines Kleinbauern, der wenig oder gar kein eigenes Land besass und daher auf Zusatzverdienst angewiesen war. 
Auf der hier sichtbaren Vorderseite gegen die Stockistrasse ist lediglich eine Zweiteilung in Wohn- und Scheunenteil erkennbar. Der Stall für das Kleinvieh dürfte in der Scheune integriert gewesen sein. Erstaunlich ist, dass es so aussieht, wie wenn es eine Unterkellerung gegeben hätte (Holzzaun vor den drei Stubenfenstern).
    Die Stockistrassse aufwärts hatte sogar noch ein Baum Platz, bevor der Scheunenteil des Bauernhauses Stockistrasse 2a/b folgt. Und auch gegen die Chälenstrasse war da noch ein Baum. Das ging, weil die Strassen damals einerseits noch ungeteert und andererseits wesentlich schmaler waren als heute. Von Trottoirs keine Spur.

Als Ackerknecht die obige Szene gefilmt hat, weilte er auf dem Vorplatz der Liegenschaften Chälenstrasse 15 und 17. Man sieht das an der ersten Einstellung, auf der das Weberliheiri-Haus ins Bild kommt, wo ein roter Traktor die Chälenstrasse hinauf und an ihm vorbeifährt:

Ganz links noch knapp erkennbar: das Wohnhaus Chälenstr. 18 von alt Gemeinderat Max Griesser. Links von der Bildmitte im Hintergrund die Liegenschaft Stockistrasse 2a/b (Assek-Nr. 550) von alt Gemeindepräsident Paul Willi.

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