Freitag, 2. August 2024

Erster Kiesblockzug für den Nationalstrassenbau

Wann sind Sie zuletzt auf der A3 über den Seerücken der Pfnüselküste Richtung March, Glarnerland und Sargans gebrettert? Wissen Sie auch, wann der Zürcher Autobahnabschnitt fertiggestellt wurde? Antwort: 1967.

Für viele von uns war diese Autobahn zeitlebens einfach da. Auch viele Einwohner der Gemeinde Weiach wissen heute nicht mehr, dass der Kieskoffer unter dem Asphalt zu einem guten Teil aus dem hiesigen Boden stammt.

Schnapszahl, aber keine Schnapsidee

1962+62 ergibt 2024. Heute, am 2. August, jährt sich die erste Auslieferung mit den legendären ockerfarbenen Weiacher-Kies-Schüttgüterwagen für den Zürcher Nationalstrassenbau geradezu schnapszahlartig.

Der Kies wurde mittels Blockzügen über das Netz der SBB und die Sihltalbahn nach Langnau a. A. gebracht. Von dort gelangte er auf langen Förderbändern über den Zimmerberg nach Thalwil. Nur die letzten Meter auf die Baustelle wurden wieder per Lastwagen bewältigt.

Auf diese Weise konnte der Kanton Zürich den Bau der Nationalstrasse 3 auf seinem Gebiet bewältigen – ohne einen durch Kiesbomber bedingten Verkehrskollaps heraufzubeschwören. Wahrlich keine Schnapsidee.

2000 Lastwagen täglich durch die Stadt Zürich?

Anfang Oktober berichtete die Neue Zürcher Zeitung in einem ganzseitigen Artikel über den Bau der sogenannten Höhenstrasse. Auch darüber, wie dieses Lastwagen-Horrorszenario vermieden wurde:

«Vor eine schwierige Aufgabe stellte die Bauleitung der Transport der für den Unterbau benötigten drei Millionen Tonnen Kies zu den beiden Umschlagplätzen Brand/Thalwil und Schwanden/Samstagern. Bei dreihundert Einbautagen beträgt der tägliche Bedarf im Mittel rund 2500 t; er kann bis auf 4000 t ansteigen. Vorteilhafte Kiesvorkommen liegen im nördlichen Kantonsteil, wo auch modernste und leistungsfähige Kieswerke bestehen. Die Zufuhr auf der Straße hätte den Durchgang von täglich bis zu 1000 Lastwagen in beiden Richtungen durch die Stadt Zürich und die dichtbesiedelten Gebiete der Autobahn entlang zur Folge gehabt, sofern die erforderlichen Transportmittel überhaupt zur Verfügung stünden. Aehnliche Schwierigkeiten bereiten Autotransporte über den Seedamm bei Rapperswil. So kam nur der Bahntransport in Frage. [...] Zum Transport auf dem [sic!] Umschlagplatz Brand/Thalwil wurde eine Förderanlage gebaut, die vom Ausladeplatz an der Sihltalbahn beim Sportplatz Langnau über 1 km langes und 80 cm breites Stahlgliederband hinauf auf die Sihlhalde und über diese zum Verbrauchsplatz führt. Der erste Kieszug fuhr am 2. August in Langnau ein. Heute werden hier täglich 1700 Tonnen Kies, die in Spezialzügen herangeschafft werden, über die Förderanlage hinauf zum Brand verfrachtet; […]. Soweit der Kies noch keine Verwendung findet, wird er für den künftigen Großbedarf gelagert. Die Transportleistung kann bei dem im nächsten Jahr erwarteten Maximalbedarf an Kies auf über 4000 Tonnen gesteigert werden.»

Ausgangspunkt: Verladeanlagen der Weiacher Kies AG im Hard, 1963.

Umladestation auf Lastwagen im Brand, Gemeinde Thalwil.
Enddestination in der Verantwortung der Weiacher Kies AG, 1963.

Blick in die Annalen der Weiacher Kies AG

«1962: Bau Kieswerk und Anschlussgleise ab der Station Zweidlen. Im Juni Inbetriebnahme von zwei Kies-Spezialzügen. 2. August erste Auslieferung von Wandmaterial per Bahn für den Nationalstrassenbau des Kantons Zürichs.

1963: Fertigstellung und offizielle Inbetriebnahme des Kieswerks und der Verladeanlagen. Baukosten Fr. 32.7 Mio.»

P.S.: Die letzte Lieferung für den Nationalstrassenbau zwischen Zürich-Wollishofen und Richterswil erfolgte ab Weiach im Jahre 1965.

Quellen und Literatur

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