Montag, 5. August 2024

Landwirthschaftlicher Verein Weiach wurde erfolgreich volljährig

Das Pendant zum «Zürcher Unterländer» ist in der Region um den Bachtel herum der «Zürcher Oberländer». Logisch, werden Sie sagen. 

Weniger bekannt ist uns heute der in der Mitte des 19. Jahrhunderts geläufige Begriff «Der Allmann». Damit war sowohl der 1079 m hohe Allmen, wie auch die gesamte Allmann-Kette gemeint, mit dem Bachtel (1115 m ü M.) als höchstem Punkt. Diese Hügelkette bildet nach dem alteidgenössischen Geographen Stumpf eine Art Abgrenzung zwischen den Gebieten der Töss und der Glatt (vgl. u.a. WeiachBlog Nr. 1313).

«Der Allmann» ist damit die zeitgemässe Identifikationsfigur für die Menschen im Zürcher Oberland und deshalb der sozusagen logische Titel ihrer Zeitung zwischen 1852 und 1870, dem heutigen «Zürcher Oberländer».

Lebendige Tradition: Erfolgreiche Teilnahme an Obstbau-Ausstellungen

In der in «Hinweil» (Hinwil) am 25. Oktober 1866 erschienenen Ausgabe ist auf Seite 1 (Bild unten) ein Lebenszeichen eines der wichtigsten Weiacher Vereine erhalten geblieben, den das 19. Jahrhundert hervorgebracht hat: dem im Spätherbst 1846 gegründeten Landwirtschaftlichen Gemeindsverein. De jure war er unabhängig, faktisch aber fungierte er als örtliche Sektion des 1842 gegründeten Vorgängerorganisation des heutigen Zürcher Bauernverbands (vgl. die Einleitung zu Wiachiana Fontes Bd. 3).

In der Erntezeit 1866 fand demnach in Luzern eine aus allen Ecken des Landes herbeigetragene Schau statt: «Der "Eidg." von Luzern publiziert die Prämien der Obst- und Weinbau-Ausstellung (30. Sept. bis 2. Okt.), welchem Verzeichniß wir die Namen der prämirten Zürcher entnehmen: 1) Landwirthschaftlicher Verein Uster für Obstbau, 2. Preis Fr. 20;  2) landwirthsch. Verein Weiach für Obstbau,  3. Preis Fr. 12; 3) Gebrüder Boßhard in Irgenhausen-Pfäffikon, Baumschul-Obstsammlungen, 1. Preis Fr. 30; 4) Fröbel u. Comp. 1. Preis Fr. 30.»

Mit dem Kürzel «"Eidg."» ist die Zeitung «Der Eidgenosse» gemeint, vgl. Blaser: Bibliographie der Schweizer Presse, Basel 1956, 1. Halbband, S. 329.

Diese Erwähnung ist aus Sicht der Ortshistorie von einiger Bedeutung, zeigt sie doch, dass die Arbeit der Pioniere um den Weiacher Pfarrer Hans Konrad Hirzel keineswegs eine Eintagsfliege war. Diese Arbeit trug auch in der Amtszeit von Pfr. Schweizer (1855-1865) Früchte. Der Eintrag im «Allmann» ist sozusagen die Volljährigkeitserklärung.

Wie hoch diese Leistung der Zürcher und insbesondere der Weiacher zu bewerten ist, zeigt sich an einer Zuschrift eines Berners «(Eingesandt.)» an das Intelligenzblatt für die Stadt Bern, die bereits am 8. Oktober 1866 auf Seite 5 abgedruckt wurde: 

Die Obstausstellung in Luzern den 30. Sept. bis 3. Oktober 1866. 

«Die letzten Tage fand in Luzern eine schweizerische Obst- und Weinbauausstellung statt, veranstaltet vom schweizerischen Obst- und Weinbauverein, welche wohl zu einer der vollkommensten und gelungensten gezählt werden kann, die je abgehalten worden sind. Die meisten Kantone waren mehr oder weniger daran betheiligt. Privaten, Gärtner und Vereine in großer Zahl, beeiferten sich zu überbieten, und sandten die jeweiligen Produkte ihres Obst- und Weinbaues ihres Landestheiles. Fünf der großen Schulhauszimmer des großen städtischen Schulhauses waren mit dem schönsten Obst, Trauben und Bäumen gefüllt, und boten einen überraschenden und sehr schönen Anblick dar, wozu die praktische und mit vieler Umsicht getroffene Anordnung des Ausstellungskomité's nicht wenig beitrug, und alle Anerkennung verdient. Wenn auch bei mehreren großen und kleinen Sortimenten die Nomenklatur des Obstes ziemlich richtig war, so fehlte sie auch hier wieder bei der größeren Zahl, oder war doch falsch.

Es scheint uns daher die Arbeit des Preisgerichtes besonders verdienstlich, die Obstsorten, so weit möglich, richtig zu bezeichnen und in den Verzeichnissen anzumerken. Erfreulich war es zu sehen, wie sich fast sämmtliche anwesende Einsender für die Erhaltung der richtigen Obstnamen interessirte. Obst- und Weinbaufreunde hatten und konnten viel, sehr viel lernen. Ersprießlicher und nützlicher glauben wir, wären kleinere Obstausstellungen, lokale und kantonale, wo die Direktion des schweizerischen Obst- und Weinbauvereins Experte zu senden hätte, die den Leuten die rechten Namen lehrte und auf dieselben aufmerksam zu machen hätten. [...]»

Mit dieser Forderung hätte der Einsender im Kanton Zürich offene Türen eingerannt. Denn bei uns waren derartige kantonale Ausstellungen schon seit den 1840ern aufgebaut worden. 

Im Bericht des Berners fehlt die Angabe, dass auch alle Arten von Gerätschaften für Obst- und Weinbau ausgestellt waren, vgl. dazu:

Weiterführende Literatur über die Einladung zur Teilnahme 

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