Bis vor wenigen Jahrzehnten war in den Getreideanbaugebieten im Mittelland die Antwort auf diese Frage von grossem Interesse, wenn es ans Messen ging. Denn von entspelztem Getreide passt natürlich mehr in ein bestimmtes Volumen als von unentspelztem.
Wie man damals mit diesem Problem umging und es mit den Getreidemassen hielt, erklärt dieser Beitrag aus der am 26. Februar begonnenen Reihe zu Massen und Gewichten im alten Kaiserstuhl. Wir zitieren aus M.L. Frischknechts Artikel:
«Getreide wurde in Hohlmassen – also wie unser Liter – gemessen. Im Mittelland war der Viertel die Masseinheit des Marktes. 4 Viertel bildeten ein Mütt, eine Einheit für den Transport. Bei der Lagerung spielte das Malter (= 4 Mütt). In Kaiserstuhl hatte man zwei Getreideviertel: ein Viertel entspelztes Getreide betrug 22.42 Liter, unentspelzt: 25.59 Liter. In Zurzach betrug das Viertel für entspelztes und unentspelztes Getreide 22.47 Liter. Ob die Kaiserstuhler Getreidehändler die Zurzacher mehr bemogelten oder umgekehrt steht nicht im Buch.»
Eine – mit Verlaub – recht maliziöse Unterstellung. Aufpassen musste man natürlich schon – und jedesmal nachfragen, ob mit oder ohne Spelzen und nach dem Mass welcher Stadt gemessen werde.
Das ist bis heute in vielen Bereichen nicht anders: Die Bezeichnung Dollar reicht ja schliesslich auch nicht. Meist ist zwar schon vom US-Dollar die Rede. Es könnte aber auch der australische, der kanadische oder irgendein anderer Dollar gemeint sein. Und die sind in der Regel nicht gleich viel wert wie ein US-Dollar.
Quelle
Frischknecht, M. L.: Masse und Gewichte im alten Kaiserstuhl. Erstmals erschienen in: Echo – Zeitung für Kaiserstuhl, August 1984, S. 4-6. Abgedruckt im Sammelband: Keiserstul. Geschichte und Geschichten – aus dem Nachlass von Bruno Müller. Kaiserstuhl 1989 – S. 178-180.
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