Mittwoch, 23. Dezember 2009

Katholische Nadelstiche gegen Reformierte

Der Kirchenvisitationsbericht 1912-1923 von Pfarrer Kilchsperger äussert sich auch zum Umgang von Katholiken und Protestanten:

«Ad 8. Das Verhältnis zur römisch-katholischen Kirche ist hier ein durchaus tolerantes; die gemischte Bevölkerung in Kaiserstuhl u. Fisibach verträgt sich ganz gut miteinander.

Freilich ist auf höhern Befehl die Fahne der kath. Kirche bei protestantischen Beerdigungen verschwunden, aber die kath. Bevölkerung nimmt auch würdigen Anteil an protestantischen Begräbnissen, wie es umgekehrt auch der Fall ist.


Pflichtgemäss macht natürlich der kath. Pfarrer seine Schäflein im Falle von entstandenen Mischehen auf ihre hl. Pflichten aufmerksam; verbot auch kath. Kindern den Besuch einer evangel. Sonntagsschule in Kaiserstuhl oder eines neutralen Hoffnungsbundes in Weiach, aber sonst ist das Verhältnis ein schiedlich-friedliches.»

Hoffnungsbund nicht als neutral empfunden

Der «Hoffnungsbund» ist die Kinder- und Jugendorganisation des Blauen Kreuz, welches in der Schweiz 1877 in der Tradition der Abstinenzbewegungen von einem Waadtländer Pfarrer gegründet wurde und vor allem mit den evangelisch-reformierten Landeskirchen und protestantischen Freikirchen zusammenarbeitete. Kein Wunder befürchteten die katholischen Priester ein Abdriften «auf die falsche Seite».

Dass es abgesehen von diesen Sticheleien seitens der Mandatsträger (und vor allem deren Vorgesetzten im Bistum Basel) sonst keine grösseren, konfessionsbedingten Probleme der hier wohnenden Menschen untereinander gab, ist erfreulich.

Selbstverständlich ist das nicht. Immerhin lag Weiach ja über Jahrhunderte hinweg an der konfessionellen Front zwischen dem katholischen Fürstbischof von Konstanz und den reformierten Zürchern.

Man könnte es also als ein friedliches Nebeneinander der beiden Glaubensbekenntnisse bezeichnen. Von Ökumene im modernern Sinn dürfte aber wenig zu spüren gewesen sein.

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vgl. die Übersichtsseite auf dem Portal der Weiacher Geschichte(n)

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