Aus dem Kirchenvisitationsbericht 1912-1923 des Weiacher Pfarrers Kilchsperger ist schon in drei früheren Artikeln von WeiachBlog zitiert worden. Hier nun was er zum Thema Kollekten und Spenden (früher als «Liebessteuern» bezeichnet) zu sagen hatte.
Lieber für auswärtige Bedürftige
«Ad 5. Die kirchl. Liebestätigkeit ist in den letzten Jahren entschieden gewachsen. Im allgemeinen wird für wohltätige Zwecke ausserhalb der Gemeinde lieber gegeben, als für solche innerhalb der Gemeinde.»
Interessant ist, dass Kollekten für Dritte ausserhalb der Gemeinde besser ankommen. Das hat wohl damit zu tun, dass die Bürger bereits mit den Armensteuern belastet wurden und wohl fanden, damit genug getan zu haben - und auch damit, dass man die Verfehlungen der eigenen Armengenössigen sehr wohl kannte, die von fremden aber eher ausblenden konnte.
Protestantische Mission findet Zuspruch
«Besonderer Liebe erfreut sich die Basler Mission, so dass neben der Fünferkollekte noch die Halbbatzenkollekte eingeführt werden konnte, wobei im ersten Anlauf sechzig Geber gewonnen wurden. Die Missions-Sonntagsgottesdienste, sowie die Jahresfeste des Missionsverbandes am Zürcher Rhein fördern den Missionssinn. Daneben wird auch des protst. kirchl. Hülfsvereins gedacht, u. ihm seit etlichen Jahren die Pfingststeuer zu gewiesen.»
Dass die anfangs des 19. Jahrhunderts gegründete Basler Mission grossen Zuspruch erhielt, verwundert angesichts ihrer Wurzeln in pietistischen Kreisen nicht wirklich. Protestantische Basisfrömmigkeit und damit verbundene Missionierung und Evangelisierung haben in Weiach durchaus Tradition, was sich auch an der Verbreitung von protestantischen Freikirchen ablesen lässt.
Frühere Artikel zum Thema Visitationsbericht
- «Auflösung der Autorität» wegen 1. Weltkrieg (WeiachBlog, 26. November 2009)
- Bibeln wie Hochzeitskleider gebraucht (WeiachBlog, 27. November 2009)
- Kasualien als gute, fromme Sitte (WeiachBlog, 30. November 2009)
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