Nach dem Kirchenvisitationsbericht 1912-1923 des Weiacher Pfarrers Kilchsperger an den Zürcher Kirchenrat waren auf dem Gemeindegebiet auch andere Religionsgemeinschaften missionarisch tätig.
Nach Punkt 7 des Berichts taten sich im 1. Weltkrieg besonders evangelikale Freikirchen hervor, die der Pfingstbewegung zuzurechnen sind, wie die spätere Volksmission entschiedener Christen.
«Ad 7. Anfangs Febr. 1915 hielt ein gewisser Prediger Hebeisen Versammlung im "Sternen Weiach" ab, u. erregte durch seine flammenden Busspredigten u. sein schwärmerisches Wesen die Gemüter vieler Frauen. Anfänglich hielten sich Kirchenpflege u. Pfarrer beobachtend zurück, schliesslich sah sich letzterer genötigt, gegen das ungesunde u. aufreizende Treiben dieses Mannes in einer überaus zahlreich besuchten Versammlung Stellung zu nehmen, was bei vielen abklärend u. beruhigend wirkte. Immerhin fanden in einer Bauernstube noch lange Versammlungen Hebeisens statt [-] abwechselnd mit Prediger Ruff von der Pfingstgemeinschaft. Schliesslich erkannte Letzterer samt der Hausgemeinde das Unlautere des gefährlichen Hebeisen u. sagten sich von ihm los. Nun ist nur noch ein kleiner Kreis der Pfingstgemeinde vorhanden, der sich mehr in der Stille versammelt u. sich auch nicht mehr so einseitig ablehnend gegen die Landeskirche verhält.»
Sonst funktioniert die Zusammenarbeit
Damit war die Gefahr für die Landeskirche gebannt und die Kirche wieder im Dorf, denn abgesehen vom Prediger Hebeisen gab es sonst offenbar keine gravierenden Probleme, im Gegenteil:
«Etliche Töchter u. Frauen besuchen die Chrischona Versammlungen in Glattfelden, andere diejenige der Brüdergemeinschaft in Raat, sind aber daneben fleissige Besucherinnen der Landeskirche und fördern das relig. Leben wohl eher. Im Allgemeinen suchen wir eher ein freundschaftliches Verhältnis zu pflegen u. zusammen zu arbeiten. So haben wir bei unserer ersten Evangelisation Pfarrer der Landeskirche u. einen Prediger der Chrischona das Wort gegeben und diesen Winter soll jener Prediger, Hausvater Kägi in Beringen allein die Evangelisations-Ansprachen halten; - Von einer antikirchl. Propaganda anderer Gemeinschaften, oder der Freidenker merken wir wenig.»
Die erwähnte «Pilgermission St. Chrischona» sowie der «Evangelische Brüderverein», der sich heute «Gemeinde für Christus» nennt, sind bis zum heutigen Tag feste Bestandteile des religiösen Lebens in den Gemeinden Weiach, Glattfelden und Stadel. Auch die Standorte ihrer Versammlungslokale haben sich nicht verändert.
Hebeisen weiter aktiv
Wie man den Erinnerungen von Karl Friedrich Fix (1897-1969), des Gründers der «Volksmission entschiedener Christen», entnehmen kann, reiste dieser Prediger Hebeisen noch jahrelang in Süddeutschland und der Schweiz herum:
«Schon bald durfte durch Vermittlung meiner Verwandten in Süddeutschland die Verbindung zum Weckhof (bei Künzelsau), meiner späteren zweiten geistigen Heimat, hergestellt werden. Bruder Georg Breuninger (sen.) war seinerseits bereits Leiter der örtlichen Gemeinde. Dort lernte ich auch den lieben, alten Bruder Hebeisen kennen, der mich in seine Schweizer Arbeit einlud, und dann und wann durfte ich nun in der Schweiz dienen, wenn es auch schwer war, von der Gestapo jeweils eine Ausreiseerlaubnis zu erhalten. Unvergeßlich bleibt zuerst noch ein Besuch in Basel. Ich durfte dort im "Verein entschiedener Christen" Klingentalgraben 7, Versammlungen halten.» (Quelle: Begegnungskirche Berlin. Exaktes Zitat auch hier).
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vgl. die Übersichtsseite auf dem Portal der Weiacher Geschichte(n)
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