Der vom Weiacher Pfarrer Kilchsperger verfasste Kirchenvisitationsbericht zur Periode 1912-1923 behandelt in einem ersten Kapitel (Punkte 1-8) das «religiöse Leben der Gemeinde».
Im zweiten Kapitel kommt das «sittliche Leben» zur Sprache, wobei unter Punkt 10 auch der Blick unter die uneheliche Bettdecke gewagt wird:
«Ad 10. Gewiss hat auch der Krieg u. seine auflösenden Tendenzen, wie auch die Tagespresse hiebei nachteilig eingewirkt. Doch könnten wir nicht von Zunahme jugendlicher Verbrechen, von Selbstmorden u. Ehescheidungen berichten. Auch die ausserehelichen Geburten haben sich nicht gesteigert, ohne das wir davon einen besonders günstigen Stand unserer Moral ableiten möchten, da im geheimen auch hier die Verhütungsmittel bekannt sind u. angewendet werden.»
Nicht erwähnt ist hier die starke Diskriminierung derjenigen Frauen, die es wagten, ein uneheliches Kind zur Welt zu bringen. Das nahm man ihnen besonders dann übel, wenn es sich um Weiacher Bürgerinnen handelte, die sich mit einem Fremden eingelassen hatten.
Denn auswärtige Väter versuchten mit tatkräftiger Beihilfe ihrer eigenen Bürgerorte, sich aus ihrer finanziellen Verantwortung zu stehlen. Der Unterhalt des unehelichen Kindes blieb dann in der Regel am Armengut des Bürgerorts der Mutter hängen, was die entsprechenden Steuern erhöhte (vgl. Brandenberger, U.: Heiraten verboten! Armenwesen und Finanzen vor 150 Jahren. Handout zum Vortrag anlässlich der GV 2005 der Anlegervereine Midas und Heureka. Zürich, 14. März 2005.)
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vgl. die Übersichtsseite auf dem Portal der Weiacher Geschichte(n)
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