Ein Artikel von Franz Mauelshagen, wissenschaftlicher Assistent am Historischen Seminar der Universität Zürich, zeigt deutlich, dass sich Prävention und Handelsinteressen auch vor bald 300 Jahren schon gebissen haben:
"Während der letzten grossen Pestepidemie im westlichen Europa, die 1720 in Marseille ausbrach, intervenierten französische Botschafter bei den Nachbarstaaten - auch bei der Eidgenossenschaft - gegen die errichteten Handelssperren und drängten auf ihre frühzeitige Aufhebung. Der politische Druck wirkte sich hüben wie drüben auf die Medizin aus. In Frankreich stieg in dieser Zeit eine Gruppierung in den wissenschaftlichen Akademien und am Königshof auf, die eine direkte Übertragung der Pest von Mensch zu Mensch ausschloss. Das entsprach französischen Handelsinteressen.
Die Gegenseite argumentierte umgekehrt. Der berühmte Zürcher Naturforscher Johann Jakob Scheuchzer (1672-1733) etwa wurde publizistisch aktiv, um den Gegenstimmen einiger Ärzte, die in Marseille direkt tätig waren, Gehör zu verschaffen und damit Druck auf die eidgenössischen Obrigkeiten auszuüben."
Interessant, wie schon damals Handel und Wissenschaft mittels Medieneinsatz für oder gegen die von den Zürcher Obrigkeiten ergriffenen Massnahmen kämpften. Das erinnert mich an zwei vor längerer Zeit publizierte Artikel:
- Mit Mörsern gegen die Pest. Das «Erlufftungshaus» von 1720/21 (Teil 1). Weiacher Geschichte(n) Nr. 9; publiziert in Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, August 2000 - S. 9
- Europäisches Handelshemmnis und lokale Einnahmequelle. Das «Erlufftungshaus» von 1720/21 (Teil 2). Weiacher Geschichte(n) Nr. 10; publiziert in Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, September 2000 - S. 13-14
Literatur
- Mauelshagen, F.: Vom Einfluss der Politik auf die Medizin. In: Tages-Anzeiger (Zürich), 31. Oktober 2005 - S. 49
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