1891 gegründet, 1989 das letzte Konzert - seither inaktiv. Zu wenige Sangesfreudige konnten in den letzten Jahren noch mobilisiert werden um den Männerchor Weiach am Leben zu erhalten. Es gibt heutzutage schlicht zu viele andere Aktivitäten, die um die Freizeit der Weiacher konkurrieren.
Nicht zuletzt haben Männerchöre traditionellen Zuschnitts ein Imageproblem - sie gelten als verstaubt, antiquiert, heimattümelnd. Das muss zwar nicht so sein, aber die Vergangenheit war durchaus heimatverbunden, wie das abgebildete Liederbüchlein von 1939 beweist.
Ein Räumungsbefehl
Diesen Herbst ging nun der letzte Akt in der Geschichte des traditionsreichen Vereins über die Bühne: die Sichtung der Aktenbestände und deren Vorbereitung für die Ablieferung ins Archiv.
Der letzte Präsident, Markus Meierhofer, muss nämlich nicht nur einen geeigneten Platz für die Vereinsfahne finden (der Kasten fiel vor einigen Jahren dem Bau des Gemeindesaals zum Opfer), sondern will auch die Zukunft des schriftlichen Nachlasses des Vereins sichern.
Denn am alten Ort kann dieser nicht bleiben. Schon früher musste der Verein die Kästen im Alten Schulhaus räumen und konnte ihr Notenmaterial danach provisorisch bei der Primarschule unterbringen. Damit ist jetzt Schluss.
Der Bezirksrat hat anscheinend moniert, dass die Aktenbestände der Primarschulgemeinde, der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde, der früheren Armengemeinde, der Elektrizitätsgenossenschaft und eben auch des Männerchors alle in derselben Compactus-Anlage aufbewahrt würden. Das gehe nicht. Jedes Gemeinwesen und jede Genossenschaft, bzw. jeder Verein müsse ein separates Archiv haben. Im Minimum müssten die einzelnen Compactus-Abschnitte abschliessbar sein, sonst könnten Unbefugte in Akten anderer Behörden Einsicht nehmen.
Die Geschichte bewahren
Und so gelangte Meierhofer an mich, da er das Material weder fortwerfen, noch bei sich in der Garage aufbewahren wolle. Ersteres wäre auch schade, um nicht zu sagen ein Sakrileg, denn die obligaten Protokollbücher wurden bis in die 80er-Jahre sorgfältig und detailliert geführt - notabene von Hand! Sie sind eine wahre Fundgrube für die Gemeindegeschichte. Viele der Akteure des Männerchors waren auch in anderen Zusammenhängen bekannte Figuren.
Neben den Protokollbänden wurde ein Satz aller noch vorhandenen Liedblätter sowie die Handunterlagen (zu Mitgliederstruktur etc.) des langjährigen Dirigenten Walter Zollinger gesichert. Dazu diverse, teils aus dem 19. Jh. stammende Liederbücher einzelner Sänger mit deren eigenhändig eingetragenen Namen und weiteren handschriftlichen Vermerken.
2 Kommentare:
Zu erwähnen ist noch der einzige Google-Hit für "Männerchor Weiach": die Website des Chorverbands Bezirk Dielsdorf (CVBD).
Zehn Männerchöre führt die Seite auf. Darunter Otelfingen, Regensdorf, Stadel, Steinmaur aber auch den Sängerbund an der Lägern und den Männerchor Canto Wano.
Dass der Männerchor Weiach da noch aufgeführt ist, wirft zumindest eine Frage auf: wieviele der anderen Männerchöre im Verband sind ebenfalls inaktiv?
Das Staatsarchiv des Kantons Zürich hat Interesse an den Archivbeständen des Männerchors Weiach geäussert. Da die Umzugsarbeiten in den neuen Annexbau sehr viel Zeit beanspruchen, wird eine allfällige Übergabe erst ab März 2006 erfolgen.
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