Samstag, 10. Dezember 2005

ZVV-Linie 515 - die öV-Nabelschnur

öV ist ein Schweizer Kürzel für den öffentlichen Verkehr, das Netz aus Eisen- und Trambahnen, Buslinien, Schiffskursen und Seilbahnsträngen, oder anders gesagt: die Personenförderbänder unseres Landes.

Dieses Netz ist mittlerweile bemerkenswert dicht gewebt. Auch die Gemeinde Weiach ist über die ZVV-Linie 515 mit gleich drei Haltestellen daran angeschlossen: „Steinbruch“, „Gemeindehaus“ und „Alter Bahnhof“.

Buslinie nach Weiach seit 1973

Dabei ist diese Verzweigung des Netzes noch relativ jung. Die Bahnlinie Winterthur-Koblenz mit Halt in Weiach-Kaiserstuhl wurde im Jahre 1876 eröffnet.

Der Postautokurs Bü­lach–Hochfelden–Neerach–Stadel dagegen nahm erst am 1. Dezember 1969 den fahrplanmässigen Betrieb auf. Bereits ein Jahr später verlängerte man diese Linie nach Windlach. Ab dem Fahrplanwechsel 1973 schliesslich fuhren die Postautos bis zur Station Weiach-Kaiser­stuhl.

Betreiber der Buslinie ist der Autobetrieb Stadel-Neerach, der sein Busdepot in der Nähe des Oberstufenschulzentrums bei Schüpfheim (Gemeinde Stadel bei Niederglatt) hat. Auftraggeber ist die PostAuto Region Zürich an der Regensbergstrasse in Oerlikon.

Starke Ausweitung des Angebots seit 1990

Mit dem Start des Zür­cher Verkehrverbunds (ZVV) im Jahre 1990 erhielt dieser Postautokurs neu die Bezeichnung „Linie 515“. Seither ist eine starke Ausdehnung des Angebots an Ver­bin­dungen nach Bülach zu verzeichnen. Die Zeiten als der letzte Zug nach Weiach kurz nach 21 Uhr in Zürich Hauptbahnhof abfuhr, sind vorbei. Mittlerweile kann man bis 23 Uhr in der Stadt bleiben, 23:37 Uhr im Tiefbahnhof Museumsstrasse die S5 besteigen, bis Bülach sitzenbleiben und um 4 Minuten nach Mitternacht bringt einen das Postauto von dort bis Kaiserstuhl, auf Wunsch sogar nach Fisibach.

Zwischen 1990 und 2000 verwandelte sich Weiach in einen zum 6. Gürtel der Agglomeration Zürich gehörenden Ort, wenn man die Kriterien des Bundesamts für Statistik als Massstab nimmt. Das öV-Angebot dürfte diese Entwicklung zumindest nicht behindert haben – ursächlich war es wohl nicht. Das Vorhandensein von Bauland und ein günstiger Steuerfuss dürften entscheidendere Rollen gespielt haben.

Seit im Jahre 1995 der Bahnhof Weiach–Kaiserstuhl für den Personenverkehr geschlossen und eine Haltestelle beim Städtchen Kaiserstuhl eröffnet wurde, wickelt sich der öffentliche Verkehr von und nach Weiach überwiegend mit dem Postauto ab. Denn die neue Haltestelle Kaiserstuhl AG ist noch weiter vom Dorf entfernt als der auf den 11. Dezember definitiv stillgelegte alte Bahnhof. 20 Minuten Fussweg sind halt den meisten zu viel.

Wer die Zeche bezahlt

Die Gemeinde bezahlt für diese Nabelschnur an den öffentlichen Verkehr eine ganze Stange Geld. Derzeit werden jährlich 44'467 Franken an "Betriebsbeiträgen" und zusätzliche 44'000 Franken an kommunalen Steuergeldern für die Verlängerung einiger Kurse am Abend fällig, die der ZVV von sich aus nicht anbieten würde. (Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, November 2005)

Es bezahlen aber noch andere für den dichten Fahrplan. Und zwar die Chauffeure. Die Fahrpläne wurden in den letzten Jahren derart überoptimiert und "die Zitrone bis zum Letzten ausgepresst", dass sie heute praktisch keine Verschnaufpausen mehr haben. Ein Wunder, dass der Fahrdienst dennoch derart professionell und mit Ausnahme von ein paar Kratzern seit Jahren unfallfrei funktioniert.

Quellen
  • 50 Jahre Postauto-Betrieb Bülach–Kloten und Bülach–Höri. In: Neues Bülacher Tag­blatt, 4. Oktober 2000.
  • Zrinski, S.: «Eine Minute ist eine Ewigkeit». STADEL / Den Bus-Chauffeuren weht ein rauer Wind entgegen. In: Zürcher Unterländer, 30. Dezember 2004.
  • Brandenberger, U.: Weiach. Aus der Geschichte eines Unterländer Dorfes. Vierte, überarbeitete Auflage von Walter Zollingers «Weiach. 1271-1971. Aus der Vergangenheit des Dorfes Weiach». Online-Ausgabe, Dezember 2009 - S. 51.

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