An Weihnachten sollte man sich ja nicht nur Gedanken um den eigenen Bauch machen. Hierzulande ist der ja meist wohlgefüllt und die irdischen Sorgen drehen sich oft um «falsche Geschenke» beziehungsweise noch zu ergatternde Schnäppchen.
Dabei sollten wir uns um ganz andere Dinge Sorgen machen. Nur ein Beispiel: der Raubbau an den natürlichen Ressourcen unseres Planeten geht auch heute in unvermindertem Tempo weiter. Weihnächtliche Betäubung hin oder her. Und das betrifft Rohstoffe, Wasser, Urwälder, Fischbestände in den Meeren - die Liste ist schier endlos.
Rechtzeitig ins eigene Überleben einwilligen
Man mag sich über die Aktionsformen oder gar die Anliegen von Greenpeace, WWF und Bruno Manser Fonds aufregen. Aber immerhin erinnern uns diese Organisationen mit der ihnen eigenen Hartnäckigkeit daran, dass wir doch noch rechtzeitig in unser eigenes Überleben einwilligen sollten. Am besten bevor es dazu zu spät ist, wie auf der Osterinsel. (Wer sich für die Details interessiert: Jared Diamonds dickes Buch «Kollaps» gibt einige wertvolle Einblicke)
Eine dieser Initiativen ist die Aktion «Urwaldfreundlich». Die 26 Kantone und die über 2800 Gemeinden der Schweiz werden dabei regelmässig aufgefordert, ihre Richtlinien für öffentliche Beschaffungsvorhaben auf Holz aus nachhaltiger Produktion umzustellen, d.h. insbesondere keine Tropenhölzer einzusetzen, wo diese aus Kahlschlägen und Raubbau stammen:
Holz- und Papierverbrauch in der Gemeinde: Es gibt gute urwaldfreundliche Alternativen. Sie müssen nur eingesetzt werden
Globaler Urwaldschutz bedeutet, lokal handeln. Hier in der Schweiz zum Beispiel im Rahmen einer Lokalen Agenda 21. Laut der Strategie «Nachhaltige Entwicklung» des Bundesrates vom März 2002 ist «der Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen zu erhalten und sind die natürlichen Ressourcen mit Rücksicht auf die zukünftigen Generationen zu nutzen».
(...)
Mit Hilfe einer Checkliste können Sie leicht herausfinden, ob Ihre Gemeinde bereits auf dem Weg zu einer urwaldfreundlichen Gemeinde ist. Gemeinden und Kantone, die urwaldfreundlich werden wollen, unterschreiben eine Erklärung, mit der sie öffentlich kundtun, auf Holz und Holzprodukte aus Raubbau zu verzichten. Von ihnen gekaufte Hölzer und Holzprodukte tragen das FSC-Label für umwelt- und sozialverträgliche Produktion und/oder sind aus der Schweiz bzw. dem benachbarten Ausland. Urwaldfreundlich ist kein Label, sondern eine Selbstdeklaration, nach dem Prinzip: Gemeinden tragen hier in der Schweiz dazu bei, die Urwälder weltweit zu schützen.
Die drei Organisationen rufen die Gemeinden und Kantone zudem auf, ihre eigenen Wälder nach den FSC-Kriterien zertifizieren zu lassen. (Quelle: Startseite Urwaldfreundliche Gemeinde)
Weiach ist urwaldfreundlich
Die politische Gemeinde Weiach mag zwar bedächtig agieren, aber sie gehört nicht immer zu den Letzten, wie wenn es um die eigene Website geht (vgl. Weiacher Geschichte(n) 71: Keine verspielte, teure und nutzlose Selbstdarstellung).
In diesem Zusammenhang gehört sie zu den Vorreitern. Schweizweit haben gerade einmal 20% der Gemeinden eine Selbstdeklaration unterzeichnet. Im Kanton Zürich sind es immerhin 35%.
So ist es zu verstehen, dass die Gemeinde über den grünen Klee gelobt wird. Die Frage Wie steht es um Weiach (ZH)? wird mit einem «SUPER: Weiach ist urwaldfreundlich» beantwortet. Und weiter steht da:
«Weiach hat am 19.09.2000 einen verbindlichen Gemeinderatsbeschluss zum «Verzicht auf Holz aus Raubbau» gefasst und ist jetzt urwaldfreundlich geworden.
Die Gemeinde Weiach wurde im Januar 2005 in einem Brief aufgefordert, die neue «Urwaldfreundlich-Erklärung» zu unterschreiben und somit nebst dem Holz auchh [sic!] beim Papier auf Urwaldfreundlichkeit zu achten. Denn konventionelles Frischfaserpapier muss verdächtigt werden, Holz aus Urwaldzerstörung zu enthalten (rund ein Fünftel der Fasern zur Papierherstellung stammen aus Urwäldern).
Weiach hat den Verzicht auf Holz aus Raubbau bereits umgesetzt. Damit ist der verbindliche - und messbare - Teil der Forderung nach «Urwaldfreundlichkeit» erfüllt. Dadurch, dass Weiach auf der Liste der «urwaldfreundlichen Gemeinde» steht, müsste sie auch die Absicht haben, wann immer möglich Recycling-Papier einzusetzen (gibt es auch in naturweiss!) und den Papiergebrauch generell zu senken. Ist hochweisses Papier nötig, so soll FSC-zertifiziertes Papier verwendet werden.
Um die Gemeinde Weiach in ihrem Bestreben nach Urwaldfreundlichkeit zu bestärken, ist es wichtig, ihr zu gratulieren. Und - gerade in der Papierfrage - Hilfe anzubieten, denn der Papierverbrauch hängt stark mit jahrzentelangen [sic!] Gewohnheiten zusammen!» (Quelle: Wie steht es um Weiach (ZH)?)
Anschliessend wird den Lesern über ein mit änderbarem Muster versehenes Webformular Gelegenheit gegeben, der Gemeinde ein e-mail zu schicken.
Das obige Zitat ist klar als Serienseite erkennbar. Das ist auch kein Wunder bei über 2800 Gemeinden. Stellt sich die Frage: Hat die Gemeinde die neue Erklärung unterzeichnet?
WeiachBlog wird sich im neuen Jahr erkundigen, wie der aktuelle Stand bezüglich Papier-Einsatz ist.
1 Kommentar:
Der im letzten Satz angekündigte Follow-up wurde am 28. April 2006 ausgeführt: Nur noch urwaldfreundliches Papier im Einsatz?
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