Montag, 9. Oktober 2006

Nasser Zehnten lastete bis 1878 auf den Rebbergen

Vor einigen Wochen hat man bei den hiesigen Reben die ersten Öchsle-Messungen gemacht und für die Jahreszeit rekordhohe Werte festgestellt. Das liess auf einen guten Jahrgang mit zuckersüssen Beeren hoffen. Möge es in diesen Tagen gelingen, eine gute Ernte einzubringen.

Heute lebt nur noch ein Rebbauunternehmer aus dem Rafzerfeld von den Weinstöcken. Noch vor wenigen Jahrzehnten war das in Weiach noch anders - und der Rebbau ein ernstzunehmender Nebenerwerbszweig. Davon zeugt indirekt das folgende im Bülach-Dielsdorfer Volksfreund (heute: Neues Bülacher Tagblatt) abgedruckte amtliche Inserat:

«Die Weinzehntenkorporation Weiach sucht um Bewilligung zur Löschung des Weinzehntens nach. Zu diesem Behufe werden allfällig noch nicht befriedigte Ansprecher solcher Berechtigungen aufgefordert, binnen 6 Monaten von heute an in der Kanzlei des unterzeichneten Gerichtes sich zu melden und ihre Ansprüche geltend zu machen, widrigenfalls die Notariatskanzlei zur Löschung der in den Grundprotokollen eingetragenen Weinzehntenverpflichtungen ermächtigt würde.

Dielsdorf, den 8. September 1877
Im Namen des Bezirksgerichtes:
Der Gerichtsschreiber:
Meier.
»

Erstaunlich, wie lange sich dieses Relikt aus dem Mittelalter halten konnte. Andere Zehntenlasten wurden nämlich bereits Jahrzehnte früher abgelöst. War dieser späte Zeitpunkt der starken Zersplitterung des Rebbesitzes geschuldet?

Quelle
  • Vermischte Anzeigen. In: Bülach-Dielsdorfer Volksfreund Nr. 73, 15. September 1877 - S. 3.

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