Mittwoch, 22. November 2006

Cablecom spart auf unsere Kosten

«Schlechte Qualität und überrissene Tarife!». Das würde man wohl von manchem Weiacher hören, spräche man ihn auf seine Meinung zum Kabel-Anbieter Cablecom an. Viele machen seit Jahren die Faust im Sack.

Die Wut der Kunden

Und damit wären sie in guter Gesellschaft. Gemessen an der Anzahl Beiträge im Internetforum der Sendung Kassensturz des Schweizer Fernsehens ist der Unmut landauf, landab nämlich beträchtlich:

«Was halten sie davon, dass Cablecom immer mehr Sender aus dem Grundangebot ins teurere, digitale Programm kippt?», fragte der Kassensturz nach einer Sendung zum Thema «Cablecom: TV-Angebot immer teurer» im Oktober.

Das Resultat: eine Sturzflut an Kommentaren. 891 Einträge zählt das Forum zu diesem Thema, allesamt verfasst zwischen dem 11. und 17. Oktober. Zum Vergleich: bei einem Thema wie «die Pille» sahen sich nicht einmal zwei Dutzend Personen veranlasst, einen Kommentar zu schreiben.

Modernisierung lohnt sich nicht - abkassiert wird trotzdem

Es gibt zwar nur einen einzigen Beitrag von einem Weiacher. Was Matthias Hauser am 12.10.2006 schrieb, hat es aber dennoch in sich (Originaltext ab Website sf.tv):

«In Weiach ist noch eine ganz andere Unverschämtheit gegenüber den Cablecom-Kunden. Wir haben nur das alte analoge Programm zur Verfügung mit sehr mieser Bildqualität und weniger Sendern als in grösseren Ortschaften. Trotz Reklamation über die Gemeinderäte will Cablecom das Netz bei uns nicht modernisieren, weil es sich für 1000 Einwohner nicht lohnt. Wir haben kein Didit-TV, kein High_speed-Internet etc. im Angebot, verlieren aber immer mehr Sender im Angebot, weil sie aus dem Analogen Netz genommen werden . Wir können kein Digit empfangen über cablecom! Wir erhalten auch kein MTV und TSI 2 und TSR 2 kommen nur voller Schnee und etliche Sender in mieser Bildqualität. Die Bildqualität innerhalb des Dorfes variiert zudem von Liegenschaft zu Liegenschaft.Alle bezahlen aber gleichviel und Cablecom hat noch die Frechheit bei Neubauten werbung zu machen und einen nur auf 2 Jahre per jeweils Ende Jahr kündbaren Vertrag auszustellen. Die Jahregebühr ist im voraus für ein Jahr zu zahlen und dann ist der Abonnent ausgeliefert! Ich wollte die schon früher dem Kassensturz mitteilen, doch Frau Weiss von Otelfingen meinte damals frech, es sei so bewilligt vom Konsumentenschutz!! Vielleicht nehmen Sie diese Problematik mal auf mit der Cablecom. Übrigens können pro Satellitenantennen-Schüssel (85cm) zahlreiche Wohnungen (also auch 20 Wohnungen einer Liegenschaft) angeschlossen werden. Die Schüssel sind fix installiert und nicht mehr zu schwenken früher. Also braucht nicht jeder Balkon eine.»

Anmerkung: Die Firma Cablecom ist in Otelfingen domiziliert.

Altbekanntes Problem

Neu sind solche Klagen nicht. Das kann man sogar im Internet sehen. Beispielsweise in einem Eintrag in der Netzwoche vom 5.12.2003 (Originaltext): «Die Cabelcom Angebote wären eigentlich schon sehr attraktiv, nur leider immer noch nicht überall vorhanden. So zum Beispiel in Weiach.»

Und darüber, dass die Netz-Monopolisten durch Investitionsunlust auffallen hat sich auch WeiachBlog schon geäussert:

«Leider gibt es [...] zwei Querschläger, die auch sonst nicht gerade durch übermässige Investitionen auf Gemeindegebiet auffallen: Leitungen für Kabelfernsehen und Telefon wurden nicht ins neue GIS eingespiesen. Die Cablecom wollte dafür kein Geld ausgeben und die Swisscom hat ihr eigenes System und gab die Daten nicht heraus.»

Digitalangebot erst am St. Nimmerleinstag?

Hauser ist mit seiner Kritik nicht allein. Ähnliches hört man auf Nachfrage auch von anderen Einwohnern. Sogar beim Sender SF1 schneie es, heisst es im Oberdorf. Und die Qualität des Radioangebots sei auf dem Niveau eines Mittelwellensenders, sagt ein Klassikfan.

Wieso dauert es mit dem Digitalangebot denn so lange? Auch das kann man Hausers Beitrag entnehmen. Einige hundert Anschlüsse in Stadel, Windlach, Weiach, Kaiserstuhl und Hohentengen sind den Konzernoberen der Cablecom offensichtlich zuwenig lukrativ.

Antragswelle für Satellitenschüsseln zu erwarten

Also lässt man die Kunden warten. Spannend wird es nach 2010, wenn alle Analogangebote abgeschaltet werden und unser Netz immer noch nicht auf Digitalbetrieb umgestellt ist. Das dürfte die Cablecom mit einem Exodus von sich verschaukelt vorkommenden Kunden bezahlen.

Bis dahin werden wohl viele Weiacher bei der Gemeinde eine Satellitenschüssel beantragen und diese auch bewilligt bekommen - je mehr Sender aus dem Analogangebot gekippt werden, desto eher.

Denn auch wenn die Bau- und Zonenordnung der Gemeinde Weiach solche Aussenantennen aus Gründen des Ortsbildschutzes zu verhindern sucht: das Prinzip der Informationsfreiheit steht im Zweifelsfall immer höher und wird von den Gerichten regelmässig geschützt.

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Eben wollte ich sagen, ein Glück, dass cablecom nicht nach Weiach kommt, weil alles, was Cablecom anbietet und noch einige 1000 Sender mehr erhalte ich digital direkt vom Himmel vollkommen gratis. Cablecom lebt allein vom Gewohntsein der Leute an den Kabelanschluss und vom Unwissen. Aber ist es wirklich wahr, dass mir die Gemeinde eine Satelitenschüssel auf meinem Dach, Balkon oder Garten verbieten kann? Das wusste ich nicht und ist mir auch noch nie passiert.

Wiachiana-Verlag hat gesagt…

Ja, das ist wahr. Die Gemeinde kann das. Und zwar gestützt auf Art. 46 der BZO:

«In den Kernzonen sind Aussenantennen nur gestattet, falls das Interesse der Informationsfreiheit jenes des Ortsbild- und Kulturgüterschutzes überwiegt.»

Im Entwurf stand noch ein generelles Verbot von Dachantennen. Dieses wäre aber nach einem Gerichtsentscheid zur Informationsfreiheit so nicht mehr durchsetzbar gewesen.

Als Cablecom das Netz erstellte wurde dies durch einen à-fonds-perdu-Beitrag der Gemeinde von 100'000.- unterstützt. Deshalb wünscht die Gemeinde auch bei jedem Bauvorhaben einen Kabelanschluss und keine Dachantenne, bzw. Satellitenschüssel.

Im übrigen gibt es ja jetzt das Konkurrenzangebot von Swisscom. «Bluewin TV» soll in einigen Gegenden der Gemeinde bereits möglich sein.

Wiachiana-Verlag hat gesagt…

Die Gemeindeverwaltung teilte mir heute mit, dass das Signal für Weiach vom Kanton Aargau her komme. Ihres Wissens werde Stadel von einer anderen Netzregion gespiesen und lebe daher «in paradiesischen Verhältnissen». Weiach dagegen sei auch hier eine «vernachlässigte Randregion» im Nordwesten des Kantons Zürich.

Wiachiana-Verlag hat gesagt…

Es bleibt nicht überall bei der Faust im Sack. «Wir wollen uns nicht mehr alles bieten lassen», sagt man im mittleren Glattal. Jetzt machen die Gemeinden dort Druck gegen die Cablecom, wie Marco Häusler schreibt:

----
Häusler, M.: Mit eigenem Kabel weiter kommen. Glattal - In fünf Gemeinden wird gemeinsam nach Alternativen zur Cablecom gesucht. In: Zürcher Unterländer, 4. Dezember 2006.

In diesen Tagen trifft bei Cablecom Post aus dem Glattal ein. Inhalt des Briefs: In fünf Gemeinden wird nach Alter-nativen für Radio- und TV-Empfang gesucht... Weiterlesen

----
Häusler, M.: Freiheit, die sich lohnt . Wallisellen / Widerstand aus fünf Gemeinden gegen Cablecom-Diktat. In: Neues Bülacher Tagblatt, 4. Dezember 2006.

Die Cablecom gerät gleich an mehreren Fronten unter immer massiveren Druck. Nun wird auch in fünf der acht Glow-Gemeinden gegen die Kabelnetzbetreiberin mobil gemacht. Weiterlesen

Anonym hat gesagt…

Niemand ist dazu verpflichtet, einen Anschluss bei Cablecom zu bestellen und zu bezahlen. Ich denke, dass hier die Meinung vorherrscht, dass wie Cablecom ein gemeinnütziges Unternehmen ist und einfach so zum Spass den Leuten 45 analoge anstelle der vom BAKOM vertraglich festegelegten 25 Programmen zur Verfügung stellt. Dem ist nicht so. Mit einigen Hundert Angestellten in der Schweiz ist auch die Cablecom darauf angewiesen, gewinnbringend zu arbeiten. Zudem kann hier ohne weiteres gesagt werden, dass viele der Kunden für Internet oder Telefonangebot der Cablecom typische "Geiz ist Geil" Kunden sind, die nur wegen dem besseren Preis wechseln und dann trotzdem bessere Qualität als beim doppelt so teuren Anbieter erwarten. Diese Mentalität macht unsere schweizer Privatwirtschaft kapputt und beschämt mich als schweizer Bürger. Man kann nicht den Ferrari wollen und den Fiat bezahlen...

Wiachiana-Verlag hat gesagt…

Was Sie nicht sagen. Die Cablecom als grosszügiges Unternehmen, lächerlich.

Den obigen Vorwurf weise ich aufs Schärfste zurück.

Wir wären hier in Weiach sehr wohl bereit, das zu bezahlen, was andere für ihre schnellen Anschlüsse hinlegen. Wenn die Qualität stimmen würde. Das tut sie aber bei Cablecom nicht.

1. Man hat uns bedeutet, dass wir noch Jahre auf einen Upgrade des von Cablecom hier als Monopol betriebenen Kabelnetzes warten müssten. Grund: die paar Einwohner seien zuwenig lukrativ. Das ist inakzeptabel!

2. Schon allein der Versuch, über das Call Center Support zu erhalten oder eine Frage zu stellen, endet in einer minutenlangen Warteschlange. Und wenn man dann durchkommt, sind die Angestellten entweder inkompetent oder schnoddrig. Das ist genauso inakzeptabel!

Und dann noch "Schweizer Privatwirtschaft". Irreführender geht's nicht. Cablecom ist längst keine Schweizer Firma mehr.

Es ist wohl ganz einfach so, dass die US-amerikanische Liberty, die Besitzerin der Cablecom, ihrer Tochterfirma die Gewinnmaximierung als oberstes Gebot verordnet hat. Was nicht maximalen Gewinn gibt, wird nicht mehr gemacht.

Cablecom ist im Bereich Kabelfernsehen Monopolist in Weiach. Wenn die nicht begreifen, dass dies auch eine Chance sein könnte, dann kann man dieser Firma auch nicht mehr helfen.

Wir unterstützen die EGW/LKW-Initiative - und sei es nur, um den Liberty-Fürsten Feuer unter dem Arsch zu machen.