Montag, 2. August 2010

Der neue Spielplatz - Zeichen unseres Gemeinschaftssinns

Mit der Rede von Regierungsrat Markus Kägi zum 1. August 2007 hat WeiachBlog erstmals die traditionelle Festansprache zum Bundesfeiertag im Wortlaut veröffentlicht.

Auch die in Weiach gehaltene Rede von EVP-Bezirkspräsident Daniel Elsener zum 1. August 2008 sowie diejenige von Kantonsrätin Barbara Steinemann aus Watt bei Regensdorf zum 1. August 2009 fanden den Weg auf die Seiten dieses Blogs.

So war es nur folgerichtig, auch den diesjährigen Festredner, Gemeindepräsident Paul Willi, um die Abdruckrechte zu bitten. Er hat es mir mit folgendem Hinweis zukommen lassen: «Wie versprochen sende ich dir gerne meine 1. August–Rede. Wie immer gilt natürlich das gesprochene Wort welches von dem Manuskript abweichen kann.»

Da ich gestern abend nicht zugegen war, wird hier nun natürlich trotzdem das Manuskript online gestellt. Und ich finde - es spricht für sich.

Doch lesen Sie selbst:

1. August-Rede Weiach 2010
von Paul Willi, Gemeindepräsident


«Liebe Weiacherinnen, liebe Weiacher, geschätzte Gäste!

Es freut mich sehr, dass ich mit Ihnen zusammen den diesjährigen Nationalfeiertag, den Geburtstag unserer Schweizer Heimat, in unserem Dorf feiern darf. Für mich ist es eine grosse Ehre als frisch gebackener Gemeindepräsident von Weiach an Sie einige Worte richten zu dürfen.

Ich möchte gleich zu Beginn einen herzlichen Dank aussprechen. Er gilt den organisierenden Vereinen der heutigen 1. Augustfeier, denn ohne ihr Mitwirken wäre ein solcher Festanlass gar nicht möglich.

Den Dank spreche ich der Männerriege Weiach für die Durchführung der Festwirtschaft, der Trachtengruppe Wehntal, mit starker Weiacher Beteiligung, für das Erstellen und Entfachen unseres „Höhenfeuers“ sowie dem Sigristenpaar Vroni und Geri Schenkel für das soeben gehörte Glockenläuten aus.

Der Dank verdient einen ganz kräftigen Applaus.
»

Allen Leuten recht getan...

«Es ist nie einfach am 1. August als Redner aufzutreten und die richtigen Worte zu finden.

Immer wieder hört man, Augustreden seien meist zu traditionell oder eben zu modern, zu politisch oder viel zu wenig politisch, zu kompliziert oder aber ganz und gar nichtssagend und allermeistens: zu lang und zu langweilig. Jede Person von Ihnen erwartet ein bisschen etwas anderes und allen Recht machen kann man es leider selten.

Dann haben wir die vielen Kinder unter uns und sie wären wahrscheinlich froh, meine Rede wäre jetzt bereits am Ende – damit sie sich dem wirklich Wichtigen am 1. August zuwenden können: nämlich dem Lampion-Umzug oder dem Feuerwerk.

Für andere ist vielleicht das Zusammensein, die Gesellschaft am 1. August wie jetzt heute Abend das Wesentliche an der Feier. Für nochmals Andere die Nostalgie, das gemeinsame Singen der Nationalhymne, das Feuer oder das eben gehörte Glockenläuten.

Ich kann Ihnen versichern, ich werde Ihnen keine hochpolitische Rede halten und Ihnen viel mehr einen kurzen Einblick über meine Erlebnisse und Eindrücke als frischgebackener Gemeindepräsident geben.
»

Die ersten 100 Tage als Gemeindepräsident

«Sie haben mich am Wochenende des 6./7. März in den Gemeinderat und als Gemeinderatspräsidenten gewählt und seit dem 7. April 2010 habe ich die Verantwortung dieser interessanten und anspruchsvollen Aufgabe übernommen. Dies ist für mich eine sehr ehrenvolle Aufgabe die Verantwortung für unsere schöne Gemeinde tragen zu dürfen und dazu danke ich Ihnen für das geschenkte Vertrauen. Die Aufgabe macht mir eine grosse Freude, sie fordert mich, bringt mich mit neuen Menschen in Kontakt, konfrontiert mich mit neuen Themen und nimmt mir momentan neben der beruflichen Tätigkeit fast die ganze Freizeit. Trotzdem - die Arbeit macht sehr Freude!

Heute sind es 114 Tage seit ich als Gemeindepräsident im Amt bin. Wenn ich zurückblicke, dann bin ich seit dem Tag nach der Wahl täglich im Geschehen der Gemeinde engagiert. Schon einen Tag nach der Wahl hatte ich am frühen Montagmorgen einen Brief im Briefkasten mit der Anschrift „Herr Gemeindepräsident“. Es war die Anfrage der Männerriege, ob ich heute, am 1. August die Rede übernehmen werde. So könnte ich Ihnen von jedem Tag etwas Spezielles, Erfreuliches oder aber auch Unerfreuliches erzählen.
»

Drei Grundsätze für das weitere Vorgehen

«Für meine Tätigkeit und die zukünftige Ausrichtung der Gemeinde sind für mich folgende Themen wichtig die zum gemeinsamen Erfolg führen.

  • Kommunikation nach innen und aussen
  • Transparenz schaffen
  • Blick nach vorne
Sinn für Gemeinschaft

«Ich spreche bewusst von einem gemeinsamen Erfolg, da der Gemeinderat alleine die angestrebte Entwicklung nicht umsetzen kann. Es braucht Sie dazu um die vorgeschlagenen Richtungen des Gemeinderates zu unterstützen indem Sie aktiv an Abstimmungen, Gemeindeversammlungen und Diskussionen teilnehmen. Sie bestimmen an der Entwicklung unseres Dorfes mit und es ist mein Wunsch, dass Sie aktiv an der Politik und am Geschehen der Gemeinde teilnehmen.

Ich möchte einige Beispiele erwähnen, die dank der Übernahme von Verantwortung und Initiative von Dorfbewohnern zur Bereicherung und Belebung unseres Dorfes in den letzten ein, zwei Jahren beigetragen haben.

Es ist der wunderschöne Spielplatz, der im letzten Jahr unter der Führung von Roland Griesser mit über 60 aktiven Helferinnen und Helfern erstellt wurde. Dieser Spielplatz ist nicht nur innerhalb unserem Dorf ein beliebter Treffpunkt, nein, bereits die Entstehung wurde von Nachbargemeinden sehr intensiv verfolgt und erntet heute viel Lob. Alle sind erstaunt, dass ein solches Bauwerk mit so vielen, freiwilligen Helferinnen und Helfern möglich ist.

Weiter hat sich auch ein Männerkochen in unserem Dorf etabliert. Alle 2 Monate treffen sich die Hobbyköche und bereiten mit bescheidenen Mitteln im Foyer des Gemeindesaals wunderbare Nachtessen zu. Dabei zählt nicht nur das gemeinsame Kochen, auch die Geselligkeit ist ein ganz wichtiger Aspekt.

Dann möchte ich auch unser Café Chamäleon erwähnen, das durch die Initiative von Christa Surenmann entstanden ist. Das Chamäleon ist heute zu einem Begegnungsort von jung und alt in unserem Dorf geworden. Es treffen sich junge Mütter mit ihren Kindern wie auch Senioren welche sich wöchentlich zu ihrem Jass treffen. Jung und alt fühlt sich dabei sehr wohl. Ist dies nicht eine Bereicherung für unser Dorf?

Gerne komme ich zurück zu meinen drei erwähnten, wichtigen Themen, welche zum Erfolg führen.

Kommunikation

Für mich ist die Art und Weise wie wir miteinander reden entscheidend. Die Kommunikation soll offen und respektvoll sein. Miteinander reden heisst aber noch lange nicht, dass wir einander auch verstehen, d.h. für mich, dass auch die Sicherstellung des gemeinsamen Verständnisses dazu gehört. Als positives Beispiel möchte ich hier die Kommunikation innerhalb dem neu gewählten Gemeinderat erwähnen. Es ist sehr erfreulich wie offen wir miteinander kommunizieren und auch Themen hinterfragt werden bei denen kein gemeinsames Verständnis vorhanden ist.

Natürlich geht Kommunikation noch viel weiter. Wir befinden uns heute in einer sehr starken Vernetzung mit anderen Gemeinden, Zweckverbänden, Institutionen und Dienstleistungsbetrieben. Die Gemeindegrenze begrenzt heute nur die geografische Fläche der Gemeinde Weiach, die Aktivitäten zur Sicherstellung aller Aufgaben gehen heute weit über die Gemeindegrenzen hinaus. Ich denke da z.B. an den Sicherheitszweckverband oder im Gesundheitsbereich an den Spitalzweckverband mit Bülach oder der Spitex, wo wir mit Bachs und Stadel verknüpft sind. Es ist wichtig, dass wir hier die richtigen Kontakte führen und sie persönlich pflegen mit dem Ziel, immer den bestmöglichen Nutzen für unsere Gemeinde zu erreichen.

Transparenz schaffen

Transparenz ist Offenheit und dies ist für mich persönlich ein ganz wichtiger Punkt. Ich will Sie über aktuelle Themen oder entsprechende langfristige Ausrichtungen frühzeitig informieren, da ich - wie bereits erwähnt - Sie auch motivieren möchte, am politischen Geschehen der Gemeinde aktiv teilzunehmen.

Ich denke hier an unsere finanzielle Situation in der Gemeinde, die nicht gerade rosig aussieht. Ich denke aber auch an Investitionen, welche in den nächsten Jahren zur Sicherstellung der Infrastrukturen wie Kanalisation und Wärmeverbund nötig sind.

Blick nach vorne

Wenn wir zurückblicken, dann sehen wir in den letzten Jahren grössere Veränderungen in unserem Dorf. Ich spreche hier die Landwirtschaft an. Die Anzahl Betriebe ist rückläufig oder sie werden erweitert mit zusätzlichen Dienstleistungsangeboten, wie z. B. Pferdehaltung.

Auch die Bevölkerungsstruktur hat sich verändert. So haben wir in unserem Dorf mehr 90- bis 100-jährige Personen als Kindergärtner. Dies sind klare Veränderungen der sozialen Strukturen. Sie kennen das Sprichwort „nichts ist so konstant wie die Veränderungen“ bestimmt und genau deshalb ist es wichtig nach vorne zu blicken.

Durch die drei laufenden Quartierpläne (Büel, Bedmen und See-Winkel) mit einem grossen Potential an Wohnungsbauten treten in Zukunft Veränderungen in unserem Dorf ein. Diese werden in den nächsten drei bis acht Jahren umgesetzt und dies wird unser Dorf vor neue Herausforderungen stellen. Genügen uns dazu die heute vorhandenen Strukturen? Nein, sie genügen nicht und wir müssen sie hinterfragen und allenfalls anpassen. Das heisst jetzt nicht, dass wir alles ändern müssen so wie es bisher gelaufen ist. Wir machen heute schon sehr vieles sehr gut, einen Teil gut, aber es gibt Bereiche, wo wir uns verbessern und neu ausrichten müssen.

Es beginnt bei der Frage der Bearbeitung aller Baugesuche und zu erteilenden Baubewilligungen. Genügen die heutigen Infrastrukturen, sind entsprechende Investitionen erforderlich und wie entwickeln sich die sozialen Strukturen? Dies sind nur einige Fragen auf die wir Antworten definieren müssen. Sie sehen, wir stehen vor einer interessanten Zukunft und zusammen mit Ihnen möchte ich die Herausforderung, das Dorf lebendig zu gestalten, gerne annehmen.
»

Vorschau 2011

«Der Blick ins Jahr 2011 zeigt, dass wir ein lebendiges nächstes Jahr erwarten dürfen. Wir dürfen stolz sein und können einige Jubiläen feiern.

„Unser“ Kieswerk, der grösste Arbeitgeber in unserer Gemeinde und heute im Besitz der Firma Eberhard, wird nächstes Jahr feiern können. Im Jahre 1961 wurde mit der Kiesausbeute begonnen und Erinnerungen sind sicher da als die ersten Baumaschinen aufgefahren waren. An einem Tag der offenen Tür wird ein Einblick in die Weiterentwicklung der Unternehmung ermöglicht.

Im Juni 2011 wird auch das Theater Kanton Zürich wieder unser Dorf besuchen und uns einen kulturellen Leckerbissen offerieren.
»

Zum 1. August

«Jetzt habe ich Ihnen über meine Eindrücke, Ideen, Erwartungen und Sichtweise erzählt, aber eigentlich sind wir hier um einen Geburtstag zu feiern. Es ist der 719. Geburtstag unseres Heimatlandes und so wird heute in der ganzen Schweiz der Entstehung der Eidgenossenschaft gedacht.

Ich bin momentan im Berner Oberland auf dem Hasliberg in den Ferien. Das Gebiet Hasliberg liegt auf einem Hochplateau oberhalb Meiringen und ist vom Brünigpass gut erreichbar. Bestimmt kennen Sie das schöne Gebiet und den herrlichen Ausblick in die Berner Oberländer Berge. Heute Morgen bin ich mit dem Velo vom Berner Oberland ins Unterland nach Weiach gefahren. Auf dieser 4 1/2 stündigen Fahrt habe ich hunderte von Eindrücken gewonnen, wie und in welchen Formen der Geburtstag gefeiert wird. Es waren Höhenfeuer, bereitstehende Festwirtschaften und sehr schön geschmückte Dörfer zu sehen. An vielen Orten wurde der Geburtstag mit einem „Buure-Brunch“ eingeläutet. Wehende Schweizer Fahnen symbolisieren die Verbundenheit zu unserem schönen Land und zeigten, dass heute landesweit gefeiert wird.

Auch unser Dorf lädt zum Feiern ein und es freut mich, dass wir auch in diesem Jahr die traditionsreiche 1. Augustfeier in unserem Dorf feiern dürfen. So freut es mich sehr, dass Sie so zahlreich erschienen sind und möchte Sie auffordern, noch ein wenig sitzen zu bleiben um zuerst gemeinsam die Landeshymne zu singen und danach gemeinsam unser Weycher „Höhenfeuer“ zu erleben… es ist ein Symbol der Zusammengehörigkeit und Verbundenheit.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche Ihnen einen gemütlichen und schönen Abend.
»

Hinweis: Der Titel des Beitrags sowie nicht kursiv gesetzte Zwischentitel stammen von der Redaktion des WeiachBlog.

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