Freitag, 2. Juni 2006

Vor genau 300 Jahren: Zimmerleute schwangen die Äxte


Die Witterungsbedingungen müssen 1706 optimaler gewesen sein als im aktuellen Jahr. Jedenfalls ging es rasch vorwärts mit dem Bau der neuen Weiacher Kirche.

Noch war allerdings das Dach nicht aufgerichtet, wie auf dem obenstehenden Stich von Heinrich Meister, welcher das vollendete Bauwerk zeigt:

«Weil es ein ganz drochner Winter ohne Schnee gewesen, hat man fast immerzu mit steinbrechen u. führen fort fahren können, so dass das Fundament 6 Schue tief und 4 Schue breit Donstags den 11. Tag Merzen 1706 gelegt worden, das Mauerwerk 26 Schue aus dem Boden war bis auf eingangs dess Brachmonates follendet», schrieb Pfr. Brennwald.

Der Brachmonat ist der Juni. Gestern vor 300 Jahren waren die Maurerarbeiten vollendet und heute begannen die Zimmerleute, den Dachstuhl aufzurichten. Der Turm kam dann als Dachreiter obendrauf:

«Donstags den 2. brachmon. hat mann angefangen aufrichten, welches 5 Tag lang gewährt. Montags den 9. Augstmonat wurd der Knopf und Fahnen hinauf gethan.»

Die ersten fünf Tage (vom 2. bis 7. Juni) waren also besonders aufregend und anstrengend. Samt Dachdeckerarbeiten dauerte die Errichtung von Dachstuhl und Dachreiter schliesslich gute zwei Monate.

3 Wochen zuvor: die Sonnenfinsternis

Am 12. Mai war «morgen umb 9 uhr ein so gross sonnenfinsternus gewesen, dass man die Sternen sehen können und die Maurer wegen Dünkle ab dem gerüst müessen.»

Eine totale Sonnenfinsternis ist wahrscheinlich das eindrücklichste Ereignis, das uns Himmelskörper bieten können. Die Sonne wird für Sekunden bis maximal sieben Minuten komplett vom Mond verdeckt. Sichtbar wird dann die lichtschwache Korona um die Sonne (vgl. WeiachBlog vom 24. Mai über die grosse Sonnenfinsternis von 1706).

Quellen
  • «... ein ganz drochner Winter ohne Schnee». Vor genau 300 Jahren, im Winter 1705/06, wurde unsere Kirche gebaut. Weiacher Geschichte(n) 74. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, Januar 2006 – S. 17-20. (vgl. WeiachBlog vom 5. Januar)
  • Zollinger, W.: Aus der Vergangenheit des Dorfes Weiach. (Chronik Weiach. 1271-1971). 1. Aufl. 1971, 2., ergänzte Aufl. 1984. [in der 3. und 4., überarbeiteten Ausgabe findet man die Sonnenfinsternis auf S. 29]
  • Auszüge aus dem Kirchturmdokument von August 1706 in der Transkription von Walter Zollinger, 1966.

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