Schon vom letzten auf dieses Jahr erhöhte die Politische Gemeinde Weiach ihren Steuerfuss. Von 18 auf 21% (WeiachBlog berichtete am 9. Dezember 2008).
Dass es in diesem Stil weitergeht, konnte man dem Online-Auftritt des Tages-Anzeigers bereits am 23. November entnehmen: «50 Gemeinden senken die Steuern» war der Artikel von René Donzé überschrieben. Bei Senkungen auf solch breiter Front könne von Krise keine Rede sein, meinte der Journalist, um dann weiter unten anzumerken: «Steuererhöhungen planen zudem Gemeinden im Unterland von Oberweningen und Weiach über Regensberg, Rümlang, Regensdorf bis nach Kloten.»
In verdaubaren Schritten nach oben
Auf nächstes Jahr hin erhöht die politische Gemeinde ihren Steuerfuss also erneut. Eines der Traktanden der Gemeindeversammlung vom 10. Dezember war denn auch die «Genehmigung des Voranschlages für das Jahr 2010 und Festsetzung des Steueransatzes auf 24% (Vorjahr 21%)» (MGW, November 2009, S.3).
Heute Samstag titelt der Tages-Anzeiger Unterland auf Seite 25 simpel mit «Weiach erhöht die Steuern», was angesichts der letztjährigen Erhöhung und der bisher jahrelang rekordtiefen Gesamtsteuerbelastung tatsächlich News ist. Jedenfalls für all diejenigen, die einen Umzug in die Nordwestecke des Kantons vor allem oder gar ausschliesslich aus fiskalischen Gründen ins Auge gefasst hatten. Was der Tagi schreibt, tönt gar nicht so spektakulär:
«Weiach – 43 Stimmberechtigte (5,7 Prozent) genehmigten am Donnerstag eine Steuererhöhung der Politischen Gemeinde Weiach um 3 Punkte auf 24 Prozent. Der Gesamtsteuerfuss steigt neu auf 87 Prozent (Vorjahr: 85 Prozent), weil die Oberstufenschulgemeinde ihren um ein Prozent senkt. Die Versammlung gab grünes Licht für das Budget 2010, das mit einem Defizit von fast 400 000 Franken schliesst. Weiter hiessen die Weiacher auch den Kredit von 560 000 Franken für die Sanierung des Abwartshauses am Schulhaus gut. Das Budget der Schule schliesst mit einem Plus von rund 120 000 Franken bei einem Aufwand von 1,2 Millionen Franken. Die Ausgaben fallen um 73 000 Franken tiefer aus als im Vorjahr.»
Der Gesamtsteuerfuss steigt also gesamthaft nur um 2 Prozent, da die Oberstufenschule Stadel ihren Steuerfuss um 1% zurückschraubt.
Gemeindevermögen wird weiter geplündert
Darüber, was hinter der Steuererhöhung der politischen Gemeinde wirklich steckt, erfährt man allerdings in diesem Kurzbeitrag nur zwischen den Zeilen etwas.
Der entscheidende Punkt ist, dass das Budget 2010 trotz Steuererhöhung immer noch 400'000 Franken Defizit vorsieht. Man lebt also in Weiach ein weiteres Jahr von der Substanz. Eine Praxis, die auf diesem Blog schon vor Jahren kritisiert wurde (vgl. den WeiachBlog-Artikel vom 17. November 2006).
Was wäre die Unique Selling Proposition?
Offensichtlich fürchtet der Gemeinderat zu starke Steuererhöhungen nach wie vor wie der Teufel das Weihwasser - nicht unbedingt wegen der bereits hier Ansässigen. Die ziehen nicht so schnell weg, vor allem wenn sie bereits Wohneigentum erworben haben. Anders sieht es mit potentiellen Neuzuzügern aus.
Die Frage ist: wie hoch darf der Steuerfuss steigen, dass andere als Nachteil empfundene Faktoren (Abgelegenheit, Fluglärm, suboptimale Anbindung ans öV-Netz, etc.) in der Gesamtbetrachtung nicht zu stark ins Gewicht fallen. Oder anders gefragt: Was ist das Alleinstellungsmerkmal, das unseren Standort deutlich von anderen im Zürcher Unterland abhebt, wenn der tiefe Steuerfuss wegbröckelt?
1 Kommentar:
Am 28. Dezember ist bereits weitgehend klar, wie die Steuerfusslandschaft im Zürcher Unterland aussieht, vgl. den Artikel 17 Unterländer Gemeinden senken die Steuersätze von Alexander Lanner. Aus der Grafik geht hervor, dass die Liga in der Weiach im Unterland spielt klar von Neerach (73%) dominiert wird, gefolgt von Winkel (76%). Auf dem gleichen Niveau wie wir liegen Boppelsen (88%) und Lufingen (89%). All diese Gemeinden haben aber bezüglich Lage und Verkehrsanbindung komparative Vorteile.
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