Donnerstag, 18. Oktober 2007

Hände weg von Defibrillationsgeräten?

Feuerwehrleute sollen nicht an diesen Reanimationsgeräten ausgebildet werden, findet unsere Exekutive:

«Der Gemeinderat lehnt im Rahmen der Vernehmlassung der kantonalen Feuerwehr die Ausbildung und den Einsatz von Feuerwehrangehörigen als „First-Responder“ im Sinne des Antrages der Sicherheitskommission des Zweckverbandes ab. Der Auftrag dieser Feuerwehrangehörigen besteht im Ersteinsatz bei Herzstillständen mit Defibrillationsgeräten. Die Behörde ist der Meinung, dass für diesen Einsatz medzinisches Fachpersonal eingesetzt werden soll, welches auch den allgemeinen Geamtzustand der betroffenen Personen beurteilen kann.» (MGW, Oktober 2007 - S. 5)

Copy/Paste und ein unpassender Titel

In der Zürcher Landzeitung wurde dies fast wörtlich übernommen:

«Der Weiacher Gemeinderat lehnt im Rahmen der Vernehmlassung der kantonalen Feuerwehr die Ausbildung und den Einsatz von Feuerwehrangehörigen als «First-Responder» im Sinne des Antrages der Sicherheitskommission des Zweckverbandes ab. Dies teilt er aus seinem neuesten Verhandlungsbericht mit. Der Auftrag dieser Feuerwehrangehörigen besteht im Ersteinsatz bei Herzstillständen mit Defibrillationsgeräten. Die Behörde ist der Meinung, dass für diesen Einsatz medizinisches Fachpersonal eingesetzt werden soll, welches auch den allgemeinen Geamtzustand der betroffenen Personen beurteilen kann.» (Zürcher Landzeitung/ZU/NBT, 18. Oktober 2007 - S. 7)

Immerhin haben die Lektoren den «Geamtzustand» in einen «Gesamtzustand» überführt und das «medzinische» zum «medizinischen» Fachpersonal gemacht.

Aber sonst? Sonst wird da munter paraphrasiert - wie vor über 100 Jahren, als das Übernehmen der Texte Anderer noch üblicher war als heute!

Sind die Risiken wirklich so gross?

Auch der Titel ist leicht irreführend. Denn aus dem ablehnenden Entscheid des Gemeinderates Weiach alleine geht noch längst nicht hervor, dass nun die (Weiacher) Feuerwehrleute nicht mehr als «First Responder» eingesetzt würden. Das ist nur die Meinung eines Gremiums - die unseres Gemeinderates.

Ob die fünf Weisen im Gemeindehaus da wirklich auf objektiver Grundlage entschieden haben ist eine andere Frage, denn der Trend geht ganz klar in die entgegengesetzte Richtung. Medizinisch geschultes Personal komme oft zu spät, schrieb die Pharmazeutische Zeitung aus Deutschland schon vor sechs Jahren:

«Die Effizienz der Defibrillation und damit die Überlebenschance sinkt pro verstrichener Minute um bis zu 10 Prozent. Nach neun Minuten sei der Patient schon fast nicht mehr zu retten, sagte Arntz. Ein Notarzt schafft es nur selten, früher zur Stelle zu sein. Wie also kann die Zeitspanne weiter verkürzt werden? "Es geht nur mit Laien", sagte Siegfried Steiger, Präsident der Björn-Steiger-Stiftung. "Wir brauchen Leute, die in den ersten drei Minuten vor Ort sind, Menschen also, die man nicht rufen muss."»

Mittlerweile sind die Defibrillatoren in vielen Firmen und öffentlichen Einrichtungen schon fast Standard. Stellt sich also die Frage, ob sich der Gemeinderat nicht vorwerfen lassen müsste, Hilfeleistung verweigert zu haben.

Quellen
  • Czajka, S.: Defibrillieren kann jeder. URL: http://www.pharmazeutische-zeitung.de/fileadmin/pza/2001-40/medizin5.htm [Download am 31. Oktober 2007]
  • Gemeinderat Weiach: Rubrik Sicherheitszweckverband. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, Oktober 2007 - S. 5.
  • Weiach. Feuerwehrangehörige nicht im Einsatz. In: Zürcher Landzeitung/ZU/NBT, 18. Oktober 2007 - S. 7

[Veröffentlicht am 31. Oktober 2007]

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