Dienstag, 30. Oktober 2007

Humor aus dem Appenzellerland - live in der Gemeindebibliothek

Heute abend um 20 Uhr findet in der Schul- und Gemeindebibliothek Weiach im Alten Schulhaus eine Autorenlesung statt.

Zu Gast ist der Erfinder des Appenzeller Witzwanderwegs, Peter Eggenberger. Der Ex-Legionär und Autor diverser Bücher, u.a. eines autobiographischen Kriminalromans, liest aus seinen Werken.

Mit diesem Einzelblatt (also nicht Teil des Mitteilungsblatts) lädt die Bibliothekskommission zu diesem Anlass mit anschliessendem Apéro ein:


Nachtrag vom 31. Oktober

Der mit ca. 30 Personen sehr gut besuchte Anlass war ein voller Erfolg. Nach wenigen Minuten hatte der Referent die Zuhörer im Sack. Keine Spur von dröger Lesung.

Der - dem Klischee entsprechend - kleinwüchsige Eggenberger erzählte allerlei Müsterchen, von den obligaten Appenzeller Witzen über die Naturheilerszene bis zu seinen Erfahrungen in der französischen Fremdenlegion. Sein Kurzenberger Dialekt war die erste Überraschung. Der tönt nämlich so, als ob da ein Schaffhauser aus dem Klettgau zu uns sprechen würde, mit dem charakteristischen langen A, wie in «Schlaaate saaat mä» (dem Werbeslogan der Schleitheimer, mit dem sie Auswärtigen die lokal korrekte Aussprache ihres Ortsnamens beibringen).

So gab er denn auch viele Geschichtchen aus Walzenhausen und Umgebung zum Besten, wie z.B. die vom kleinwüchsigen Seppetoni (75 cm gross), der mit seinen träfen Sprüchen vor ca. 70-100 Jahren zum Magneten für eine der Gastwirtschaften auf dem Berg wurde. Viele Gäste seien nur gekommen, um dieses Original sehen und hören zu können.

Eggenberger sprach mit Schalk in den Augen davon, wie sich eine feministische Kommission aus der Stadt St. Gallen darüber aufgehalten habe, einige Witze auf den Tafeln des von ihm mitinitiierten Witzwanderwegs seien frauenfeindlich, wie z.B. dieser: Sind zwei Kollegen unterwegs und wollen in einem Wirtshaus einkehren. «Und, was gits?», fragt der eine den anderen, der gerade die Karte studiert hat. Da stehe: «Hier essen Sie wie zuhause» gibt er zur Antwort. Darauf der Fragende: «I dem Fall gömer besser es Huus wiiter!» (sinngemäss in Zürichdeutsch geschrieben, da mir Appenzellerisch nicht so gut von der Hand geht).

Oder der hier (zu finden auf dem Flyer «Lache isch gsond» über den von Heiden nach Wolfhalden und Walzenhausen verlaufenden Witzweg): «Woromm sääd me, de Alkohol sei Gift?, fröget de Lehrer i de Schuel. Doo mänt de Hansli: Will d'Mueter jedesmool giftig weerd, wenn de Vatter en Ruusch hääbringt.»

Besonders spannend war auch der Blick auf die vielfältige Heilerszene im Appenzell-Ausserhodischen, seit den 1870er-Jahren das einzige Reservat für nicht-akademisch gebildete Naturärzte. Einige von denen waren wirkliche Kapazitäten, andere blosse Geschäftemacher - halt wie bei den universitär gebildeten Medizinern auch.

Man spürt, dass Eggenberger Land und Leute in seiner engeren Heimat genau kennt und gern hat - und gerade deshalb mit spitzer Feder Allzumenschliches aufs Korn nimmt. Die fünfjährige Abwesenheit bei der Legion (1959-1964) hat ihm den Blick von aussen erst eigentlich ermöglicht.

Fazit: Ein vergnüglicher Abend!

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