Sonntag, 15. Januar 2006

Die ersten Kirchen ohne Chorbogen im Zürichbiet

Am 3. Januar erschien in der Reihe Weiacher Geschichte(n) der Startschuss zum Jubiläumsjahr 300 Jahre Kirche Weiach. Am 5. Januar liess WeiachBlog einen Werbespot für diesen Artikel folgen.

Im Verlaufe des Jahres 2006 werden nun die Details aus der gedruckten Literatur, den Archiven und anderen Quellen zusammengetragen, die sich zu diesem Kirchenbau äussern. Wenn ich genügend Zeit für das Schreiben einer Monographie zum Thema finde, werden die Resultate auch in Form einer Broschüre auf Papier veröffentlicht.

Aus einem Standardwerk zur Zürcher Landeskirche von 1954, das auch heute noch sehr lesenswert ist, stammen die folgenden Zeilen über die architektonische Einordnung des Baustils zürcherischer Kirchen:

«Alle diese [im 16./17. Jh. errichteten] Landkirchen sind Langhausanlagen, bei denen zumeist nach der bisherigen Tradition ein Chor beibehalten wurde. Auf der Westseite wurde eine Empore die Regel. Die Kanzeln blieben am gewohnten Platz, aber der kelchförmige Taufstein rückte in oder vor das Chor, das heißt in den Raum der Gemeinde. Begnügte man sich nicht mit einem Dachreiter, so überragte meist ein «Käsbissenturm» den Bau.»

Mit Ausnahme des Chors findet man sämtliche Elemente auch bei der Kirche von Weiach, die in der Sparversion mit Dachreiter erstellt wurde. Weshalb das Chor fehlte, wird im anschliessenden Abschnitt erklärt:

«Im 18. Jahrhundert bahnte sich langsam eine Entwicklung an, die der grundsätzlichen reformierten Auffassung des Kirchenraumes deutlicher Rechnung trug. Da das Chor seine ursprüngliche Bedeutung verloren hatte, fiel erst der Chorbogen weg, der bisher Schiff und Chor getrennt hatte, so in Wollishofen (1703), Regensdorf (1705), Weiach (1706), Bachs (1714), Rüschlikon (1715), Zumikon (1731), Stadel (1738), und Oberrieden (1761).»

Die Kirche von Weiach ist also ganz klar ein von den staatskirchlichen Vorstellungen der Zürcher Obrigkeit geprägtes und wohl auch vollständig nach deren Plänen erstelltes Gotteshaus. Zudem hatte sie im Verbund mit dem Friedhof, dem Pfarrhaus und der Pfarrscheune über ein Jahrhundert lang die Funktion eines befestigten Punkts an der Grenze des Zürcher Herrschaftsbereichs (vgl. den Artikel vom 5. Januar).

Quelle
  • Die evangelisch-reformierte Landeskirche des Kantons Zürich. Eine Kirchenkunde für unsere Gemeindeglieder. Von Gotthard Schmid, Pfarrer in Zürich-Oerlikon. Schulthess & Co. AG, Zürich 1954 - S. 161.

Keine Kommentare: