Samstag, 28. Januar 2006

Das Isenbüeli, der Ofen und das Bohnenviertel

Dass WeiachBlog trotz eher lokalen Inhalten rege besucht wird, sehe ich seit einigen Wochen auf Sitemeter.com: 370 Besuche in einem einzigen Monat. Und dass einige Beiträge auch tatsächlich gelesen und die eingebaute Feedbackmöglichkeit genutzt wird, sieht man an zwei Kommentaren von Carolina Schegg und Julius Lauber.

Dem letzteren verdanken wir auch das heutige Thema: Isenbühli und Ofen. Zwei Flur- bzw. Ortsnamen auf dem Gemeindegebiet von Weiach.

Römer auf dem Isenbüeli?

Das «Isenbühli» ist ein waldbestockter Hügel südlich des Maastälchens. Er war schon verschie­dentlich Objekt historischer Spekulationen. So 1984, als die Kantonsarchäologie dort Grabungen durchführte. Dazu erklärt der 11. Bericht der Zürcher Denkmalpflege:

«ISENBÜEL

Koord. 674760/266800 435 m ü. M.

Vermutete römische Baureste oder vermuteter Burghügel

Aufgrund anderer Fundstellen der Römerzeit in der Nähe von Flurbezeichnungen wie Isen­berg, Isehag, Isen­büel usw. wurde im Dezember 1984 eine Sondierung organisiert, um mittels Sondiergräben allfällige Schichten oder Funde sicherzustellen.

Die Untersuchung ergab lediglich geologische Befunde. Der Hügel besteht aus rötlichem Sand und ist mit Walderde überdeckt. Laut Auskunft des Geologen, Dr. A. Güller, Otelfingen, bestehen die weiteren «Isen ...»‑Lokalitäten zumeist aus ähnlichen roten, eisenhaltigen Erden, woraus vermutlich die Bezeichnung des Flurnamens abgeleitet wurde.
»

Hier gibt es also tatsächlich Eisen im Boden. Wie viel und ob es einmal in abbauwürdigen Quantitäten vorhanden war, ist allerdings unklar.

Benachbartes Bohnviertel

Bekannt ist hingegen, dass die Landschaft um Hohentengen, gleich nördlich des Rheins, auch heute noch manchmal als «Bohnenviertel» bezeichnet wird.

«Bei diesen Bohnen handelt es sich um erbsen- bis nussgrosse, bohnenförmige Körner aus dem Mineral Limonit (Brauneisenerz), einer Mischung aus hydrierten Eisenoxiden. Die in Kalktaschen im Jurafels lagernden Verwitterungsrückstände wur­den über Jahrhunderte im Tage­bau ausgebeutet. Ein früher Hinweis auf diesen Bergbau im Südranden stammt von 1586. Ab 1588 bis anfangs des 17. Jahrhunderts war in Jestetten ein Hochofen in Betrieb, 1622 bis 1762 einer in Eberfingen (bei Stühlingen). Von 1694 bis 1771 verhüttete ein Hoch­ofen auf der Neu­hauser Seite des Rheinfalls Bohnerz. Nach kurzem Stillstand betrieb Jo­hann Conrad Fi­scher, Gründer der heutigen +GF+ von 1810 bis 1850 den systematischen Abbau und verar­beitete jährlich 2000 Tonnen Erz, was 500 bis 600 Tonnen Roheisen ergab. Diese Hochöfen verschlangen Unmengen an Holzkohle, was sich auch in einer massi­ven Übernutzung der Wälder niederschlagen konnte, so um 1767 im Rafzerfeld.» (aus: Weiacher Geschichte(n) Nr. 57)

Wenn es im Isenbüeli je zur Ausbeutung gekommen sein sollte, dann müssten dort eigentlich auch kleine Gruben vorhanden sein, so wie stellenweise im Südranden. (vgl. Neues Bülacher Tagblatt, 17. Juli 2004)

Ausserdem muss man annehmen, dass im 19. Jahrhundert kein Erz mehr gewonnen wurde. Da gab es nämlich vor etwas mehr als 125 Jahren einen «Beschluß des Regierungsrathes betreffend Abschlagen des Eisenbühli». Zweck dieser Massnahme der Zürcher Regierung: die Finanzierung der im Jahre 1877 fertiggestellten Haus- und Löschwasserversorgung Weiach (vgl. Weiacher Geschichte(n) Nr. 32). Und damit sich ein solcher Holzschlag lohnt, muss die Waldbestockung schon gegen 100 Jahre alt gewesen sein.

War der «Ofen» ein Hochofen?

Und der «Ofen»? Was heute und seit der frühen Neuzeit eine landwirtschaftliche Hofgruppe ist, könnte früher auch der Standort eines (kleinen) Hochofens gewesen sein, in dem Bohnerz verhüttet wurde.

Denn der heutige Hohentengener Ortsteil Herdern, direkt am Rheinufer gegenüber des Areals der Weiacher Kies AG und damit nahe beim «Ofen» gelegen, «spielte zur Zeit des Bohnerzabbaus eine große Rolle», wie Herbert Fuchs schreibt (vgl. Website Gemeinde Hohentengen) .

Wenn der Weiacher «Ofen» ein Hochofen war, dann sollten in der Umgebung eigentlich noch jahrhundertealte Schlackenreste zu finden sein.

Aber es ist natürlich auch möglich, dass die Etymologie des Namens «Ofen» eine ganz andere ist.

Quellen
  • Zürcher Denkmalpflege (Hrsg.): Weiach. Isenbüel. Vermutete römische Baureste oder vermuteter Burghügel. In: 11. Bericht 1983-1986 – S. 196.
  • Fuchs, H. sen.: Hohentengen und die Dörfer des Bohnenviertels : Lienheim, Herdern, Stetten, Günzgen und Bergöschingen: Geschichte und Geschichten, unter Berücksichtigung der historischen Verbin­dungen zu Kaiserstuhl/Schweiz. Horb am Neckar, 1992.
  • «Mangel an genügendem Brunnenwasser verspürt». 125 Jahre Haus- und Löschwasserversorgung Weiach (1877–2002) Teil 3. Weiacher Geschichte(n) 32. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, Juli 2002 – S. 9-15.
  • Das Bohnerz brachte einst Verdienst. Im schweizerisch-deutschen Grenzgebiet liegen noch Grubenfelder. In: Neues Bülacher Tagblatt, 17. Juli 2004
  • Telefongespräch mit Julius Lauber am 24. Januar 2006

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Überraschung als ich WeiachBlog wieder einmal besuchte. Aufgeworfene Fragen am Telefon wurde thematisiert. Schade dass keine weiteren Kommentare abgegeben werden.
Danke für die Bemühungen.