Dienstag, 10. Januar 2006

Viehzuchtgenossenschaft, letzter Akt

Es gibt einige klare und deutliche Hinweise darauf, dass Weiach seit geraumer Zeit kein Bauerndorf mehr ist (auch wenn zuweilen noch das Gegenteil behauptet wird):

  • Die Erwerbsstruktur hat sich zwischen 1990 und 2000 derart stark in Richtung Pendeln nach und Arbeiten in Zürich verschoben, dass das Bundesamt für Statistik uns seither zum 6. Agglomerationsgürtel der Stadt Zürich zählt.
  • Es gibt keine 20 Vollerwerbsbauern mehr in der Gemeinde und auch diejenigen, welche man als Teilzeitbauern zählen könnte, weil sie noch Land und einen Traktor in der Scheune haben und abends bzw. am Wochenende ins Holz oder aufs Feld gehen, werden immer seltener.

Requiem auf eine weitere Viehzuchtgenossenschaft

Das gilt auch für die Viehhalter. Wie zum Beweis veröffentlichte das Handelsregisteramt des Kantons Zürich gestern im Schweizerischen Handelsamtsblatt den Schlussakt einer langen Sterbephase. Im Tagebuch Nr. 233 vom 03.01.2006 ist die Löschung der Viehzuchtgenossenschaft Weiach in Liquidation aufgeführt:

«Die Genossenschaft wird in Anwendung von Art. 89 HRegV von Amtes wegen gelöscht, weil die Genossenschaft keine verwertbaren Aktiven mehr hat und kein begründetes Interesse an der Aufrechterhaltung der Eintragung innert angesetzter Frist geltend gemacht wurde.»

Teil der gewinnorientierten Landwirtschaft

Der Artikel Hausrind im Historischen Lexikon der Schweiz erklärt, aus welchen Beweggründen im 19. Jahrhundert die ersten Viehzuchtgenossenschaften entstanden: Steigerung der Milch- oder Fleischleistung. Auf Tiere mit hoher Leistung wurden Prämien ausgesetzt und der Zuchtbestand in so genannten Herdebüchern erfasst.

Dass diese Viehzuchtgenossenschaften als im staatlichen Interesse liegend empfunden wurden und werden, zeigt sich daran, dass noch in der Ausgabe 2004 des Muster-Registraturplans für Politische Gemeinden (Hrsg. Staatsarchiv des Kantons Zürich) die Begriffe Fleckviehzuchtgenossenschaft und Viehzuchtgenossenschaft mit einer Archivnummer versehen sind.

1909 gegründet, bereits 1999 aufgelöst

Der erste Eintrag der Viehzuchtgenossenschaft Weiach im Handelsregister datiert auf den 13. Juli 1909. Nach fast genau 90 Jahren erfolgte die Auflösung:

«Viehzuchtgenossenschaft Weiach, in Weiach, Genossenschaft (SHAB Nr. 127 vom 03.06.1966, S. 1806). Firma neu: Viehzuchtgenossenschaft Weiach in Liquidation. Die Genossenschaft ist mit Beschluss der Generalversammlung vom 08.07.1999 aufgelöst. Ausgeschiedene Personen und erloschene Unterschriften: Meierhofer, Rudolf, von Weiach, in Weiach, Mitglied und Kassier, ohne Zeichnungsberechtigung; Griesser-Meier, Hans, von Weiach, in Weiach, Mitglied und Aktuar, mit Kollektivunterschrift zu zweien. Eingetragene Personen neu oder mutierend: Schenkel, Max, von Weiach, in Weiach, Mitglied und Liquidator, mit Einzelunterschrift [bisher: Präsident, mit Kollektivunterschrift zu zweien].», war im Handelsamtsblatt Nr. 170 vom 2. September 1999 unter der Rubrik "Kanton Zürich" zu lesen.

Nun gibt es auch die Genossenschaft in Liquidation definitiv nicht mehr.

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