Anordnungen, Bussen, etc. kamen also von einem hohen Herrn hinter den grossen Schanzen, welche die Stadt zur Verteidigung errichtet hatte (und das wohl nicht nur gegen andere Staaten, sondern auch gegen die eigene Landbevölkerung).
Diesmal schauen wir in die Rechnung der Jahre 1691/92 hinein. Sie lief jeweils parallel zu den Amtszeiten der Obervögte, die sich am Tag Johannes des Täufers ablösten (Johanni Baptista), d.h. kurz nach der Sommersonnenwende.
Schon eingegangenes Vieh geschlachtet
Bussen hagelte es in dieser Rechnungsperiode für mehrere Bauern in Weyach, die «presthaftes» (krankes) oder schon eingegangenes Vieh notgeschlachtet hatten. So kassierte die Obervogtei:
2 lib. von «Verena Meyerhoferin, Martlj schneiders sel. witib, und Heinrich Meyerhofer, lissmer, von Weyach, umb dass sie presthaffft viehe (s[alvo] h[onore]) selbs gemetzget und aussgehauwen.»
(Salvo honore steht für "unbeschadet der Ehre"; eine abwehrend verwendete Formel; der Schreibende bekreuzigte sich wohl innerlich bei solch wüsten Dingen und wollte dem Leser klar machen, dass ihm nichts ferner liege als das Gesagte.)
4 lib. von «Jacob Baumgarter, weibel zu Weyach, umb dass er wider verbott ein presthafftes viehe (s[alvo] h[onore]) geschlachtet.»
2 lib. von «Weibel Baumgarter von Weyach, umb dass er ein ursach gewesen, dass ander leüth abgangen viehe (s[alvo] h[onore]) eingemetzget.»
Die beiden letzteren Bussen trafen dieselbe Person. Der «Anführer» dieses kollektiven Verstosses gegen seuchenpolizeiliche Vorschriften wurde also besonders hart bestraft.
Um einen Eindruck von den Geldwerten zu geben: 1 lib. ist 1 Pfund. Futter für ein Pferd kostete 1679 pro Tag 1 Pfund. Die Jahre 1689 bis 1695 waren in der Ostschweiz ausgesprochene Hungerjahre mit vielen Missernten. Der Futterpreis verdoppelte sich nahezu. 2 Pfund war im November 1690 der Preis für einen Hasen.
Frühere Beiträge zu den Rechnungen der Obervögte
- Heiratsstrafe anno dazumal - WeiachBlog vom 18. März 2006
- Hohe Busse für Beischlaf vor der Ehe - WeiachBlog vom 19. März 2006
- Auf offener Strasse angegriffen und übel traktiert - WeiachBlog vom 20. März 2006
- Bussgeld für sonntägliche Wirtshausbesuche - WeiachBlog vom 16. April 2006
- Teure Verteidigung der Frauen im eigenen Dorf - WeiachBlog vom 10. Mai 2006
Quelle
- Bussgelder (Teil 2). Teure Flüche, Schlägereien und Wirtshausbesuche. Weiacher Geschichte(n) 26. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, Januar 2002 – S. 19-20.
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