Donnerstag, 11. Mai 2006

Fixit Weiach - (k)eine Todesanzeige

Vor knapp zwei Monaten meldete das Schweizerische Handelsamtsblatt (SHAB Nr. 51 vom 14.03.2006, Kanton ZH), die Fixit AG (D) - Kanton Zürich sei per 8. März aus dem Handelsregister gestrichen worden: «Die Gesellschaft wird gelöscht. Tagebuch Nr. 7207 vom 08.03.2006».

Fixit verschwindet aber deswegen nicht von der Landkarte – auch das Werk Weiach bleibt bestehen. Es erfolgt lediglich eine Übernahme der Fixit AG, Weiach durch die Fixit Holding AG in Baar, Kanton Zug.

Der Name Fixit ist in Weiach seit Jahrzehnten ein Begriff. Wer in unserer Gegend baute, der hatte oft auch Produkte dieser Firma im Einsatz.

So offerierte beispielsweise 1975 das Baugeschäft Gottlieb Griesser 120 m2 Verputzarbeiten («20 m2 schon gemacht») und den Feinabrieb mit «Fixit 60» für die Renovation des Ortsmuseums für 7140 Franken (vgl. Weiacher Geschichte(n) 63).

Und auch der vor einigen Jahren verstorbene Nachbar des Schreibenden, Ruedi Wagner, ein gelernter Maurer und Mitarbeiter der Fixit Weiach, vermachte uns wiederholt leere weisse Plastikkübel mit der Aufschrift «FIXIT», die ihre Zweitverwendung für den Transport von Erde und Kompost im Garten fanden.

Seit 1965 im Weiacher Hard beheimatet

Die Fixit wurde 1965 gegründet, ca. 3 Jahre nach dem Beginn der industriellen Kiesausbeutung in Weiach. Sie war ursprünglich Teil der Weiacher Kies AG, die ihrerseits bis 2004 zum Haniel-Konzern in Duisburg gehörte. Zu den Geschäftsfeldern der Fixit AG gehörten damals «Sonderprodukte in Richtung Bauspezialitäten, Denkmalpflege und andere besondere Anwendungen», in neuerer Zeit ausgeweitet auf die «industrielle Veredelung von Baustoffen, insbesondere Herstellung von Verputzmaterialien». Das ist auch heute nicht anders. Dafür aber die Firmenstruktur.

Etwas später gelangte die Fixit in den Besitz der Hasit Trockenmörtel GmbH & Co. KG mit Domizil in Freising/Deutschland. Auf Ende 1997 verkaufte die Holderbank-Gruppe ihre Geschäftsbereiche Gips-, Zement-/Kalkputze, Mauermörtel und Fliess-Estrich an die HASIT-Gruppe und übertrug sie samt dem Markennamen "Lentolit" an die Fixit AG.

«Alles aus einer Hand»
Diese Transaktion veränderte die Firma völlig. Per 1. Januar 1998 wurde ein Teil der früheren Gipsunion mit der Fixit Weiach zur heutigen Fixit AG zusammengeschlossen. Gleichzeitig kaufte Fixit die von Holderbank via Vorarlberg Cement Loruens GmbH gehaltene Hakacit Putz und Moertel Ludesch GmbH, Ludesch/Oesterreich. Die neuformierte Fixit-Gruppe beschäftigte ca. 200 Mitarbeiter.

1998 wurden Produktionsstandorte in Bex, Ennetmoos, Holderbank, Otelfingen, Untervaz und Weiach sowie die KMR Bautechnik AG, Fislisbach betrieben. Heute führt die Fixit-Gruppe noch fünf Produktionsbetriebe und verfügt über die ganze Schweiz verteilt über Auslieferungslager sowie regionale Verkaufsbüros. Die Verwaltung hat ihren Sitz in Holderbank, Kanton Aargau.

Heute sieht sich die Fixit-Gruppe als Partner für Neu-und Umbauten, Tief-und Strassenbau. Die Jahresproduktion von 300 000 Tonnen wird an 2500 Kunden geliefert, der Umsatz beträgt 65 Mio. Franken (Zahlen von 2002). Mit einem Marktanteil von gegen 30 Prozent ist die Fixit-Gruppe nach eigenen Angaben Schweizer Marktführer in der Herstellung hochwertiger gips- und zementhaltiger Putz-und Mörtelprodukte mit Rohstoffen aus eigenen Gips-Steinbrüchen. Gips ist übrigens neben Kies einer der wenigen bergmännisch abbaubaren Rohstoffe, die es in der Schweiz überhaupt gibt.

Vom Winde verweht

In besonderer Erinnerung bleiben dem Werk Weiach die Winterstürme an Weihnachten 1999 (bekannt unter dem Namen «Lothar»). Am 27. Dezember schrieb der «Zürcher Unterländer:

«Die gewaltige Kraft des Sturms ist vor allem in Weiach sichtbar geworden. In der Kiesgrube der Weiacher Kies AG ist eine rund 80 Meter lange und 40 Meter breite Lagerhalle der Mörtel- und Verputz-Firma Fixit AG zusammengestürzt. Nach Angaben von Emil Berger, Leiter Disposition der betroffenen Firma, riss der Sturm alle elf hölzernen Spannträger aus dem jeweiligen Betonsockel. Teilweise vermochten die zentimeterdicken Metallbolzen dem Druck nicht mehr standzuhalten. Das Eternitdach der über 30 Jahre alten Halle wurde samt Spannträgern in den angrenzenden Wald geblasen. Die in der Halle eingelagerten Rohstoffe und Fertigprodukte sind weitgehend zerstört worden. Doch auch drei der vier Silo-Spezialtransporter sind vorderhand unbrauchbar. Obwohl damit die einzige Regionalvertretung im Unterland praktisch lahm gelegt ist, zeigte sich Berger zuversichtlich, die Aufträge zu Beginn des neuen Jahres termingerecht ausführen zu können.»

Ohne den Einsatz von Spezialtransportern aus den anderen Regionalvertretungen hätte es grössere Probleme gegeben.

Anstelle der alten Halle steht seit 2000 eine neue, in der auch Teile der Verpackungsanlage integriert wurden. So hatte der Verlust doch auch sein Gutes: die Fixit AG kam zu einer neuen Halle. Wenn auch völlig ungeplant.

Quellen
  • Jaggi, D.; Häusler, M.: «Kurt» richtete verheerende Schäden an. Zürcher Unterland / Stürmische statt weisse Weihnachtstage. In: Zürcher Unterländer, 27. Dezember 1999.
  • Der Neubau als «Visitenkarte» für die Firma. In: Aargauer Zeitung, 2. Oktober 2002.
  • Schweizerisches Handelsamtsblatt (SHAB) Nr. 51 vom 14.03.2006, Kanton ZH
  • Website der Fixit AG [Stand: Ende März 2006]

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