Dienstag, 2. Mai 2006

Musterhafte Langlebigkeit: Kirchenglocken

Es gibt ja heute leider nicht mehr viele Dinge die lange halten. Sogenannt langlebige Investitionsgüter wie Personenwagen haben lediglich eine Durchrostgarantie von weniger als 20 Jahren. Bei vielen Dingen sind Sollbruchstellen eingebaut und bei manchem Produkt ist der Verdacht nicht von der Hand zu weisen, dass sie bewusst als nicht reparierbar konzipiert sind. Selbst Häuser werden nicht mehr für die Ewigkeit gebaut – auch in der Schweiz: Der weltweite Siegeszug des amerikanischen Mottos «Just good enough».

Ganz verschwunden sind die soliden Dinge aber noch nicht, es gibt sie noch, die wirklich langlebigen Kulturgüter, bei denen sich eine Investition der Urururgrossväter bis heute auszahlt. Glocken gehören in diese Kategorie. Und Glockengiessereien offenbar zuweilen auch, kann doch die Firma Rüetschi in Aarau auf eine über mehr als 600 Jahre dokumentierte Produktionsgeschichte zurückblicken.

Die Weiacher Glocken stammen nicht aus Aarau. Sie wurden vom Glockengiesser Jakob Keller in Unterstrass gegossen (damals noch eine eigene Gemeinde, heute Quartier der Stadt Zürich). Die Joche und der Glockenstuhl aus Eichenholz sind hingegen das Werk von Weiacher Handwerkern.

Mit dem heutigen Tag werden die Glocken genau 163 Jahre alt. So schreibt Emil Maurer: «Der Guss der Glocken war am 2. Mai 1843 fertig. Am 4. Mai wurden die Glocken durch die 3 Kirchenpfleger: Friedensrichter Meierhofer, Baumgartner und Schenkel vom Sternen abgeholt». Schenkel vom Sternen, also der Wirt des einzigen Gasthofes am Ort.

Der Glockenaufzug fand am 5. Mai 1843 statt, die Glockenweihe zwei Tage später, am Sonntag, 7. Mai. Seither lassen sie die Tonfolge «as -- c'' -- es''» erklingen und gehören zur festen Klangerfahrung im Leben der Weiacher.

Quellen

  • Fietz, H.: Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich [Kdm]. Band II: Die Bezirke Bülach, Dielsdorf, Hinwil, Horgen und Meilen. [Kunstdenkmäler der Schweiz, Band 15]. Basel, 1943 – S. 144.
  • Maurer, E.: Die Kirche zu Weiach, Weiach, [1965] (Hrsg.: Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Weiach) – Abschnitt: Die Glocken.

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