Montag, 18. Januar 2010

Der Januar schwang den Wasserkübel

Hochwasser sind in unserem Dorf zwar nicht an der Tagesordnung, aber ein- bis zweimal pro Jahr muss die Feuerwehr doch ausrücken um die Überschwemmung der Hauptstrasse Nr. 7 nordwestlich des Dorfkerns zu beseitigen. Das war nicht immer so.

Im 19. Jahrhundert konnte das halbe Dorf von den noch nicht unter den Boden verlegten Bächen in Mitleidenschaft gezogen werden (vgl. Weiacher Geschichte(n) Nr. 93: Holz über die Bäche legen ist verboten. Als die Dorfbäche noch regelmässig Sorgen bereiteten.)

Viel Regen in vegetationsarmer Zeit

Die Weiacher bekamen vor 100 Jahren sehr deutlich vor Augen geführt, welchen Nutzen die ab 1907 durchgeführten Bach-Eindolungen haben. Denn 1910 war ein ausserordentliches Jahr, wie die Dissertation von Albert Leemann aus dem Jahre 1958 berichtet (vgl. Quelle):

«Das Jahr 1910 hat der Gemeinde Weiach eine übernormale Regenmenge gebracht und bedeutende Wasserschäden verursacht; 1157 mm sind in Kaiserstuhl gemessen worden. (Mittlere Jahresmenge 1901-1953, mit Ausnahme der Jahre 1904-1908: 949,6 mm; Minimum: 1949 mit 593 mm; Maximum: 1940 mit 1357 mm.) Zu dieser großen Regenmenge trägt bereits ein niederschlagsreicher Januar bei; am 18.1. fallen 42,4 mm, am 19.1. noch 34,9 mm. Bedeutende Niederschlagsmengen zur vegetationsarmen Zeit sind eine günstige Ausgangslage für eine intensive Erosion und Denudation.» (Unter Denudation versteht man grossflächige Erosion z.B. durch Abrutschen ganzer Hänge.)

Aufzeichnungen der Meteorologischen Zentralanstalt

Zu diesem Abschnitt fügte Leemann die Fussnote 7a hinzu. Sie lässt die Quellen sprechen. Als erste Quelle kommen die «Ergebnisse der täglichen Niederschlagsmessungen auf den Meteorologischen- und Regenmeß-Stationen in der Schweiz 1901-1953» aufs Tapet. Sie wurden von der 1881 in der heutigen Form per Bundesratsbeschluss gegründeten «Meteorologischen Zentralanstalt», der heutigen «Meteo Schweiz» gesammelt und publiziert:

«Das Jahr 1910 wird in der Witterungsgeschichte unseres Landes hinsichtlich des Regimes der Niederschläge immer denkwürdig bleiben. Zu verschiedenen Malen hat es der Nordseite der Alpen ganz außerordentliche Regenfluten gebracht; so im Januar, im Juni und im November.... Blieb dabei unser Land auch von einer Katastrophe im Umfange der im Seinebecken auftretenden verschont, so war doch nach den Regengüssen vom 19. 1. vielerorts Wasserschaden zu verzeichnen. Am 18.1 traten äußerst heftige Westwinde und starker Regen auf; letzterer hielt auch am 19.1. noch an, an welchem Tage noch größere und im allgemeinen die größten je im Januar gefallenen Tagesmengen gemessen wurden.»

Immer bedenklichere Regenschauer

Auch die lokalen Zeitungen fanden das Ereignis bemerkenswert. Diejenige aus dem «Wehnthaler» vom 21. Januar 1910 hat Leemann ebenfalls in Fussnote 7a festgehalten:

«Niederglatt. Die Regenmeßstation hat für den letzten 19. Januar eine Regenfallmenge von 50 mm zu registrieren. Diese tägliche Regenintensität übersteigt selbst die besten Regenleistungen im Regenjahr 1909. Es wird mit den Regenschauern immer bedenklicher. Seit vielen Jahren wurde die riesige Wasserfülle wie der 19. Jan. sie uns bescherte, nie mehr erreicht. Nachdem der Dez. 1909 ziemlich in Niederschlägen gemacht hatte und eine Regenmenge von total 104,2 mm spendete, hätte nun der Januar nicht nötig gehabt, derart den Wasserkübel zu schwingen....»

Quelle

  • Leemann, A.: Revision der Würmterrassen im Rheintal zwischen Diessenhofen und Koblenz. In: Geographica Helvetica, XIII (1958) – S. 119.

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