Donnerstag, 21. Januar 2010

Vom Informationsfilm zur Snowboard-Kuh

Wer kennt sie nicht, die virtuos mit dem Fussball jonglierende, schwarz-weisse Kuh namens Lovely? Im Fernsehen, auf Plakatwänden und in Printmedien ist diese Werbefigur der Milchwirtschaft seit Jahren unübersehbar präsent und zaubert mit ihren Auftritten ein Lächeln auf die Gesichter der Konsumenten. Kurz: die Kuh ist Ku(h)lt.

Für Milch wird aber nicht erst seit ein paar wenigen Jahren Werbung gemacht. Der Propagandafeldzug hält mittlerweile schon mindestens 90 Jahre an, wie man auf der Website von Swissmilk sieht. Filme waren schon vor Jahrzehnten ein Mittel zum Zwecke der Verkaufsförderung.

Propagierung vermehrten Milch-Verbrauchs

Auch in der Weiacher Jahreschronik 1960 hat Walter Zollinger so eine Werbeveranstaltung erwähnt:

«Die Milchgenossenschaft Weiach veranstaltete am 21. Januar abends, [...] im "Sternen" einen Filmabend zur Propagierung vermehrten Milch- und Milchprodukte-Verbrauchs (siehe Programm im Anhang). Leiter der Veranstaltung war ein Vertreter des Milchverbandes in Winterthur».

Die Einladung dazu landete in den Briefkästen und wurde von Zollinger seiner Jahreschronik beigelegt (zum Vergrössern anklicken):


Gotthelf-Film nicht jugendfrei

Interessant ist die Umrahmung, die dieser PR-Veranstaltung gegeben wurde. Gratis Z'nacht und Wettbewerb dürften etliche Dorfbewohner angelockt haben.

«Film-Abend
Donnerstag, 21. Januar 1960, 20 Uhr, Gasthof Sternen, Weiach

PROGRAMM
- Einführung zum Farbtonfilm
- Farbtonfilm «Der weisse Segen»
- Diskussion
- Zwischenverpflegung gratis
- Wettbewerb
- Farbtonfilm zur Unterhaltung
In den Pausen Musik auf Tonband

ALLE sind herzlich willkommen!

Mit freundlichem Gruss
Milchgenossenschaft Weiach
Milchverband Winterthur
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Dass hier ausdrücklich ALLE willkommen waren ist ein indirekter Hinweis auf die Kindertauglichkeit des gezeigten Materials.

Andere Filme - wie der vom Schul- und Volkskino am 3. Februar 1960 im Saal des Restaurants Bahnhof gezeigte Tonfilm "Käserei in der Vehfreude», ein Gotthelf-Film - waren ausdrücklich «für die Erwachsenen». Das dort Gezeigte wurde offenbar vor 50 Jahren als nicht jugendfrei taxiert. Der erwähnte Film entstand 1958 unter der Regie von Franz Schnyder.

Quelle
  • Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1960 - S. 16 u. 19.
  • vgl. für die vollständige Sammlung: Zollinger, W.: Jahreschroniken Weiach 1952-1967. Originale: Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: G-Ch Weiach [Jahrgang].

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