Montag, 4. Januar 2010

Arbeitslosigkeit warf keine verheerenden Wellen

Auch wenn uns das heute fast unglaublich dünkt: Noch bis 1976 gab es in der Schweiz keine Arbeitslosenversicherung, die für alle (vermittelbaren) Arbeitnehmer da ist. Erst seit etwas über 30 Jahren ist die ALV eine Institution der Sozialversicherung (wie die AHV oder die IV).

Zwischen 1914 und 1918 gab es weder eine Erwerbsersatzordnung (EO) für die Wehrmänner, noch eine AHV. Was zur Zeit des 1. Weltkriegs schon existierte, waren lediglich gewerkschaftlich organisierte Arbeitslosenkassen, die Subventionen erhielten.

Nur etwas Fürsorge in der Zeit der grössten Teuerung

Die Erwerbslosen waren noch viel stärker als heute auf ihre sozialen Netzwerke zurückgeworfen. Dazu, wie sich das im ländlichen Weiach auswirkte, äussert sich Pfarrer Kilchsperger unter Punkt 17 des Kirchenvisitationsberichts zur Periode 1912-1923:

«Ad 17. Von freien Samstagnachmittag verspürt man hier nicht viel, auch die Arbeitslosigkeit warf keine verheerenden Wellen an unser Gestade, da zeitweilig arbeitslos gewordene Fabrikarbeiter u. Arbeiterinnen zu Hause Arbeit u. Nahrung fanden. Wohl hat der Gemeinderat eine Zeit lang die gesetzliche Arbeitslosenunterstützung an einige Einwohner verabfolgt, aber auch bei Zeiten wieder abgebrochen. Wohl hat eine Fürsorgekommission in welcher auch der Pfarrer sass, zum Wohl etlicher armer Familien in der Zeit der grössten Teurung geamtet, aber die Kirche als solche hat keine besonderen Massnahmen gegen die Notlage getroffen, ausser dass die Kirchenalmosen unter Bedürftige verteilt wurden, u. in der Predigt Verständnis für die sozialen Nöte der Gegenwart zu wecken u. die vorhandenen Klassengegensätze durch christl. Bruderliebe zu überbrücken versucht wurden.»

Weiterführende Links zum Thema Arbeitslosenversicherung
Weitere Artikel zum Thema Visitationsbericht

vgl. die Übersichtsseite auf dem Portal der Weiacher Geschichte(n)

Keine Kommentare: