Sonntag, 18. Juli 2010

«Unordnungen so sich zuo Wyach haltend»

Die im WeiachBlog-Artikel vom 15. Juli geschilderten Zwistigkeiten zwischen den Einwohnern der Gemeinde Weiach führten Ende des 16. Jahrhunderts dazu, dass man sich Hilfe von der hohen Obrigkeit holen musste.

Am 19. Februar 1596 kamen die Weiacher Hans Rüdlinger, Klaus Meierhofer und Jakob Korrodi mit hochrangigen Vertretern des Rates der Stadt Zürich zusammen, darunter der Bürgermeister höchstpersönlich, sowie die amtierenden Obervögte des Neuamts und ihre Amtsvorgänger.

Lange Mängelliste erstellt

Von diesem Treffen sind Verhandlungsnotizen erhalten geblieben (StAZH A 135.3 Nr. 156). Weiter wurde ein «verzeichnuß ettlicher mißbrüchen und unordnungen so sich zuo Wyach haltend» erstellt:

«[1.] Erstlichen, so laßt man die gemeinen brünnen abgan.
[2.] Jtem, so ziecht man die gemeinen zinß nitt yn.
[3.] Unglycheit mit dem ackarig.
[4.] a- Jtem uff die mülj ist von deß predicanten pfruond wegen nach nützid wie aber uff andere güeter geschlagen und angelegt. -a
[5.] Die strasßen werden nit jnn eehren gehalten.
[6.] Ungehorsamme von wegen der gmeindt unnd gemeinwerchs.
[7.] Uff die gemeind nützitt ohne wichtige ursachen verzehren.
[8.] Jtem zween böß äcker, so der kilchen gehörig, niemand umb den zinß buwen.
[9.] Grosße gefahr mit dem führ, luogt niemand darzuo.
[10.] Unordnung und gespan von wegen deß wuocher stiers.
[11.] Der bach wirt nitt synen furt geleittet, laufft allenthalben uß.
[12.] Gespan von wegen deß überriß der bäumen.
[13.] Die hirten brennend eychen umb.
[14.] Grund und boden wirt verkoufft und nit anzeigt.
[15.] Wann zwüschendt zweyen ein hag gemacht wirt jm veld, setzt man den hag jnn die march, solte rad wytte geben werden.»

Der Punkt 4 mit der Klage, der Müller im Oberdorf zahle nichts an den Unterhalt der 1591 eingerichteten Pfarrstelle, ist durchgestrichen (Bezeichnung: a- -a) und wird in der Gemeindeordnung nicht erwähnt.

Grundlage für die erste schriftlich fixierte Gemeindeordnung

Ansonsten bilden diese Traktanden die Grundlage der im November 1596 erlassenen Gemeindeordnung und werden dort Punkt für Punkt abgehandelt (vgl. WeiachBlog vom 14. Juli).

In den Sitzungsunterlagen wurde angemerkt, dass «Hans Rüedlinger und Claus Meygerhoffer» zu diesen Punkten «ußfüerlichern und wytern bericht thuon» würden. Weiter wurde festgehalten, diese Mängel seien «zuo abschaffung by herren seckelmeister Schwertzenbach zuo Zürich anzuobringen» (StAZH A 135.3 Nr. 156a, Papier). Matthias Schwerzenbach, der bei dem Treffen ebenfalls dabei war, hatte bis 1594 die Funktion eines Obervogts im Neuamt inne, kannte also die Verhältnisse bestens.

Quellen

Keine Kommentare: